Ada Pellert: Lebenslanges Lernen und Angst
In der Schule ist vielen die Lust am Lernen gründlich ausgetrieben worden. Was können Hochschulen und auch Personalentwickler in Unternehmen tun, um Bildung wieder schmackhaft zu machen?
In den USA helfen viele Studierende dem Lernerfolg mit Ritalin auf die Sprünge. Brauchen wir bald Doping-Tests bei Prüfungen? Das fragt sich Wirtschaftsprofessorin Petra Morschheuser von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Und kommt es beim Lernen nur auf das Endergebnis an, also ob man oben auf dem Berg angekommen ist – egal wie?
Jede Woche neu beim Stifterverband:
Die Zukunftsmacher und ihre Visionen für Bildung und Ausbildung, Forschung und Technik
Autorin: Corina Niebuhr
Produktion: Webclip Medien Berlin
für den YouTube-Kanal des Stifterverbandes
Das fängt ja mit einfachen Mitteln an, dass Studierende in den USA ja schon Ritalin nehmen zum Lernen. ADHS-Mittel eigentlich, um gesund zu werden, wird verwendet, um besser sich zu konzentrieren, eine kürzere Lernzeit zu haben, um den gleichen Output zu haben wie andere Studierende. Heißt: Ich pfeife mir Ritalin rein, habe dann mal geschwind irgendwie zehn Bücher gelesen, kann mir das auch besser merken und schneide genauso gut ab wie die Studierenden, die kontinuierlich während des ganzen Semesters gelernt haben. Frage: Müssen wir jetzt ja auch Proben machen, bevor dann die Studierenden zur Prüfung zugelassen werden? Das beschäftigt mich zum Beispiel. Heißt dann auch: Wenn ich digital enhancement habe, Sie können, wenn Sie heute in einem magnetisierten Raum sitzen oder unter elektromagnetischen Schwingungen, lernt es sich auch anders.
Gibt es dann irgendwann einmal den USB-Stick, den ich dann ins Ohr schieb oder ins Hirn, und geht es dann schneller? Braucht es dann überhaupt noch, also da stelle ich mir jetzt mittlerweile schon die Frage. Wenn man digitales Lernen ernst nimmt und es da oben wirklich nur Strom oder neuronale Netze sind, die da irgendwie funktionieren, müssen wir uns einem Lernprozess unterwerfen, der sehr mühsam ist, der viele Fehler auch beinhaltet, die Gottseidank gemacht werden, weil ich ja daraus lerne? Aber dennoch: Wenn es so geht, dass ich sage, ich kann einem Kind schon irgendwie einen Chip einpflanzen, und dann kann das alles schon alle Sprachen, hat schon einen Sprachchip, und dann kann ich noch ... was ist dann Lernen noch? Also, die Frage stelle ich mir momentan. Wo geht denn die Reise hin, wenn das heute schon möglich ist, dass ich hirnoptimierend lernen kann oder schneller lernen kann? Die Frage ist dann: Was passiert mit dem Menschen? Also, das ist jetzt eher eine ethische Frage und eine moralische Frage. Und auch: Was bedeutet Lernen? Ist Lernen nur ein Endergebnis? Es wird dann nur noch geguckt: Bin ich oben auf dem Berg angekommen? Und da kann ich mit der Gondel hochfahren, mit dem Hubschrauber oder ich gehe zu Fuß hoch. Der spannendere Weg für den Menschen ist natürlich das Hochlaufen. Viele können aber vielleicht nicht laufen, haben nicht die Kondition, sind behindert, haben Höhenangst, ich weiß es nicht. Die fahren halt mal mit der Gondel oder fliegen mit dem Hubschrauber hoch. Was ist dann, also was bedeutet dann Lernen? Oben zu sein oder gegangen zu sein? Das ist das, was mich momentan so ein bisschen, wo ich mich momentan frage, wo wir da hinkommen in der Diskussion um digitales Lernen, weil dann auch solche Optimierungen, Umwege auch diskutiert werden müssen.