Das im Abschlussbericht 2022 gezogene Fazit ist beklemmend: Die Richtung der Entwicklung stimmt, aber das Tempo ist verheerend langsam. Im Einzelnen:
Die Hochschulbildung in Deutschland ist voller Sackgassen und Einbahnstraßen. Die Wahl des Studiengangs hängt noch zu sehr vom Geschlecht ab. Berufliche und akademische Bildung sind immer noch zu abgeschottet. Das Studium direkt nach dem Abitur ist der Regelfall, eine spätere wissenschaftliche Weiterbildung die Ausnahme. Nach dem Bachelor folgt direkt der dazugehörige Master. Jura und Medizin sind angesehene Studiengänge, Technik und Informatik eher nicht. Die soziale Herkunft bestimmt nach wie vor den Bildungsweg.
Der Stifterverband setzt sich mit seinen Förderprogrammen deshalb dafür ein, Bildung durchlässig, chancenreich, vielfältig und kooperativ zu gestalten. Spurwechsel und Pfadänderungen müssen möglich sein. Bildung ist eine individuelle Reise; der persönliche Bildungsweg muss also offen für Veränderungen sein. Der Stifterverband möchte mit seinen Aktivitäten diese Einsicht an die Hochschulen bringen und damit deren Transformation unterstützen – und beschleunigen. Die nächste Dekade muss ein Jahrzehnt massiver bildungspolitischer Weiterentwicklung werden.
Internationale Bildung
Untersucht den Zustrom ausländischer Studierender nach Deutschland, die internationale Mobilität deutscher Studierender sowie die strukturelle Internationalität deutscher Hochschulen
Quartäre Bildung
Betrachtet, inwieweit Hochschulen lebenslanges Lernen etwa durch flexible Angebote im berufsbegleitenden Studieren (beispielsweise in Teilzeit- und Fernstudiengängen) ermöglichen
Beruflich-akademische Bildung
Richtet den Blick auf die bessere Verschränkung von beruflicher und akademischer Bildung, etwa durch duale Studiengänge, den erleichterten Zugang beruflich Gebildeter an die Hochschulen und die gesteigerte Praxisorientierung von Studiengängen
Lehrer-Bildung
Behandelt die Qualität und Diversität in der Lehrerbildung für die Schule, die als Grundlage für die Hochschulbildung Studierender gesehen wird
MINT-Bildung
Beleuchtet drei Aspekte der Hochschulbildung in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT): langfristige Deckung des Absolventenbedarfs, Steigerung von Diversität sowie Verbesserung des Studiums hinsichtlich Internationalität und Praxisbezug
Chancengerechte Bildung
Untersucht, inwieweit im deutschen Hochschulsystem – unabhängig von Herkunft und familiärem Hintergrund – gleiche Bildungschancen bestehen. Im Fokus stehen benachteiligte Gruppen, zum Beispiel Migranten(-kinder), Flüchtlinge, Frauen oder Schülerinnen und Schüler aus Nichtakademikerfamilien
Stifterverband und McKinsey & Company haben mit dem Hochschul-Bildungs-Report ein Analyseinstrument entwickelt, das die Entwicklungen und Verbesserungen in der Hochschulbildung nachzeichnet. Denn bis dato wurden in der Bildungspolitik zu wenig messbare Ziele gesetzt. Der Hochschul-Bildungs-Report füllte diese Lücke und formulierte nicht nur messbare Ziele für das Jahr 2020, sondern verfolgte deren Erreichung kontinuierlich und quantifizierbar. Dabei ging es nicht nur darum, der Debatte um bessere Bildung in Deutschland Substanz zu geben, sondern auch mit konkreten Handlungsempfehlungen richtungsweisende Impulse zu liefern.
Im Herbst und Winter 2021/22 haben der Stifterverband und McKinsey & Company sechs Diskussionspapiere veröffentlicht, die sich auf die Handlungsfelder der Bildungsinitiative beziehen: