Herr Professor Grill, Sie wurden 2000 als Mitentwickler des legendären Audiokompressionsformats mp3 mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet. Woran tüfteln Sie heute?
Der mp3-Codec war hier am Fraunhofer IIS unsere erste Generation an Audiocodecs. 1994 waren wir damit fertig. Der Preis kam sechs Jahre später, als auch der wirtschaftliche Erfolg da war und sich das Verfahren durchgesetzt hatte. Es war eine neue Technologie, die es einfacher machte, Musik zu verteilen, nämlich über das Internet, das damals zeitgleich entstand. Die beiden Dinge haben sich gegenseitig befeuert und mp3 war vielleicht die wichtigste Anwendung. Danach haben wir praktisch weitergemacht und das AAC-Verfahren entwickelt („Advanced Audio Coding“ - AAC verbessert die Klangqualität im Vergleich zu anderen Verfahren wie MP3 oder WMA bei einer niedrigeren Datenrate. d.Red). iTunes von Apple war die erste große Anwendung. Heute ist in jedem Fernseher, in jedem Auto, in allem, was Audio abspielen kann ein Audiocodec, der von uns entwickelt wurde. Inzwischen nutzen Sie unsere vierte Generation, xHE-AAC, wenn Sie beispielsweise übers Handy Netflix streamen.