Wahlprüfsteine zur Bayerischen Landtagswahl 2023

Frage 6: Was möchten Sie tun, um die Attraktivität des
Lehramtsstudiums/Lehrerberufs zu steigern?

Freie Wähler (Logo)

Wir bauen wir auf einen leistungsstarken Werkzeugkasten einer neuen, modernen Personalkultur - von der Ausbildung über die Bezahlung bis hin zu den Rahmenbedingungen vor Ort. Im Nachgang zur Entscheidung "A13 für Alle" nehmen wir die notwendigen Nachschärfungen an allen Schularten in den Blick. Was die Attraktivität der Lehrerbildung betrifft, werden wir die Ergebnisse der jüngst gegründeten Lehrerbildungskommission abwarten und berücksichtigen. Maßnahmen des brlv wie die Werbekampagne und das "Young Leadership Program" sind vorbildhaft und können wertvolle Blaupausen der Fortentwicklung sein. Um international wettbewerbsfähig zu sein setzen wir auf eine moderne, neue Personalkultur in der Schulwelt.

CSU (Logo)

Es ist unser Ziel, dass künftige Lehrkräfte ihr Studium in der Heimat absolvieren und anschließend in der Heimat unterrichten können. Dafür wollen wir neue Studienmöglichkeiten dort schaffen, wo Lehrkräfte besonders gebraucht werden. Die hohe Qualität des differenzierten bayerischen Lehramtsstudiums soll beibehalten und mit praxisorientierten Elementen gestärkt werden. Gute Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung sind der Schlüssel im Kampf gegen den Fachkräftemangel.

Bündnis 90/Die Grünen (Logo)

Wir modernisieren die Lehramtsausbildung und erhöhen das Gehalt während des Referendariats. Auch das Gehalt der Fach- und Förderlehrer*innen soll perspektivisch um eine Gehaltsstufe angehoben werden. Außerdem wollen wir für sie Möglichkeiten der flexiblen Weiterqualifikation schaffen. Wir etablieren multiprofessionelle Teams an den Schulen, denn die Herausforderungen der Individualisierung und Inklusion, vielfältiger Bildungsangebote, multipler Belastungslagen und dynamischer Lehranforderungen lassen sich im Team besser bewältigen. Dafür wollen wir an den Universitäten entsprechende (Weiter-)Bildungsangebote schaffen bzw. die Studienkapazitäten erhöhen. Wir definieren die Arbeitszeit von Lehrkräften anhand ihrer vielfältigen Tätigkeiten und nicht nur anhand ihres Unterrichts.

SPD (Logo)

Das Lehramtsstudium muss so schnell wie möglich reformiert werden. Information der Studierenden und ihre Begleitung sind unzureichend. Der Lehrerberuf sollte zudem von den vielen Zusatzaufgaben, die vereinzelt sogar bis in die Verwaltung hineinreichen, befreit werden. Lehrkräfte brauchen ihre gesamte Arbeitszeit für den Unterricht und die Schülerinnen und Schüler. Andere Aufgaben sollen anderweitig vergeben werden.

AfD (Logo)

Wir möchten den Beruf des Lehrers wieder attraktiver machen. Lehrer im Referendariat und Lehrer ohne Beamtenstatus sollen sichere Beschäftigungsverhältnisse ohne Unterbrechungen zwischen den Schuljahren erhalten. Der Zustand der Schulen muss wieder dem Niveau einer Bildungsnation und eines modernen Industrielandes entsprechen. Die Anschaffung und Wartung der IT-Ausstattung stellt der Freistaat sicher. (Vgl. Wahlprogramm Seite 80)

FDP (Logo)

Wir setzen auf Personalhoheit der Schulen statt auf zentrale Stellenzuteilung nach Examensnote. Freie Bewerbungen geben den Schulträgern außerdem einen Anreiz, für attraktive Arbeitsbedingungen zu sorgen. Das steigert die Attraktivität des Berufes insgesamt. Dazu trägt auch die Möglichkeit einer wertschätzenden Bezahlung besonders guter Lehrkräfte bei. Wir Liberale stehen zum Leistungsgedanken auch bei Lehrkräften: Wer unsere Schüler spürbar voranbringt, sollte selbst ebenso vorankommen können. Wer innovativen Unterricht anbietet, sollte gefördert und nicht zurückgepfiffen werden. Wer sich überdurchschnittlich für die Schule einsetzt, sollte dafür belohnt werden.

Die Linke (Logo)

Wir planen eine umfassende Reform des Lehramtsstudiums, die eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis ermöglicht. Dazu gehören längere Praktika, Mentoring-Programme und vermehrte Interaktion mit erfahrenen Lehrkräften. Zudem wollen wir die soziale Anerkennung des Lehrerberufs durch gezielte Imagekampagnen erhöhen.

 
 
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Bayerischen Landtag am 8. Oktober 2023 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik gegeben haben.
Die Reihenfolge, in der die Parteien genannt werden, wurde durch Zufall bestimmt.

 

EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES

Sofern sich die Parteien zum Lehramtsstudium äußern, sprechen sie sich zumeist für eine Modernisierung aus. Wie diese konkret aussehen soll, ist aus den Antworten allerdings nicht herauszulesen – mehr Information, bessere Begleitung, stärkerer Theorie-Praxis-Bezug sind die einzigen Stichworte. Die Attraktivität des Lehrerberufs soll vor allem durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen gesteigert werden: sichere Beschäftigungsverhältnisse auch für nicht-verbeamtete Lehrkräfte, eine gute und leistungsgerechte Bezahlung, multiprofessionelle Teams, flexible Weiterbildungsmöglichkeiten, andere Arbeitszeitmodelle.

Fazit: Aus Sicht des Stifterverbandes können alle vorgeschlagenen Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung beitragen. Wünschenswert wäre jedoch ein klares Bekenntnis der Parteien zur Umsetzung oder zumindest sorgfältigen Prüfung der Maßnahmen, die der Wissenschaftsrat vorgeschlagen hat und die von der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission Anfang 2024 erwartet werden.