Wahlprüfsteine zur Bayerischen Landtagswahl 2023

Frage 3: Wie ist Ihre Position zu einem Ein-Fach-Studium
für Lehrkräfte an weiterführenden Schulen?

Freie Wähler (Logo)

Wir wollen die Lehrerausbildung weiterentwickeln, für beste Leistung im differenzierten Schulsystem. Deshalb wurde auf unser Betreiben hin die die rein fachliche Lehrerbildungskommission unter Beteiligung der Verbände eingerichtet, um die Richtung aus der Reihe der Fachleute heraus zu bestimmen. Die Ergebnisse der jüngst gegründeten Lehrerbildungskommission wollen wir abwarten und berücksichtigen.

CSU (Logo)

Eine auf Professionalität angelegte Lehramtsausbildung erfordert eine wissenschaftlich-akademische Voraussetzung, die das konkrete Berufsfeld (die jeweilige Schulart und deren Bildungsziele) beinhaltet. Dies erfordert eine Differenzierung nach Art, Umfang und Tiefe der fachlichen Notwendigkeiten. Die verpflichtende Ausbildung in mehreren Fächern mit starkem didaktischem Schwerpunkt bereitet die Studentinnen und Studenten für das Lehramt an Grund- bzw. Mittelschulen unter anderem auf die künftige Aufgabe als Klassenlehrkraft vor. Die Ausbildung von Lehrkräften an Realschulen und Gymnasien enthält dagegen zwei Unterrichtsfächer mit stärkerem Wissenschaftsbezug.

Bündnis 90/Die Grünen (Logo)

Wir wollen ein Ein-Fach-Studium nicht als Regelstudium. Allerdings haben zum Beispiel sehr viele Lehrkräfte aus dem Ausland häufig nur ein Unterrichtsfach studiert. Wir können es uns bei dem momentanen Lehrkräftemangel nicht erlauben, Fachkräfte zu verlieren. Darum sind wir überzeugt, dass wir bei der Anerkennung hier Lösungen für ausländische Lehrkräfte finden müssen.

SPD (Logo)

Wir wollen insgesamt mehr Flexibilität im Lehrerstudium. Die aktuelle Lehrerbildung ist nicht mehr geeignet, den Bedarf an Lehrkräften zu decken. Wir bedauern sehr, dass zu viele Studierende ihr Studium abbrechen. Deswegen müssen junge Menschen, die Interesse am Lehrerberuf haben, besser betreut und informiert werden. Eine Reform der Lehrerbildung ist längst überfällig, sie wird seit Jahren verzögert. Wir brauchen mehr Flexibilität und Durchlässigkeit, Lehrerinnen und Lehrer müssen an verschiedenen Schularten einsetzbar sein. Und Pädagogik und Didaktik müssen einen höheren Stellenwert bekommen als bisher.

AfD (Logo)

Die AfD hat hierzu keine explizite Position, stellt aber fest, dass für die AfD die freie Berufswahl sowie die Wissenschaftsfreiheit hohe Priorität hat. Es spricht folglich nicht gegen ein Ein-Fach-Studium.

FDP (Logo)

Nach Einführung des Bachelor-Master-Systems in der Lehrerausbildung halten wir das erste Staatsexamen, wie in anderen Bundesländern, für verzichtbar und wollen dessen Abschaffung prüfen. Bis dahin sollen die bisher vorgegebenen Fächerkombinationen abgeschafft werden, um mehr Freiheit für die angehenden Lehrkräfte zu schaffen.

Die Linke (Logo)

Wir unterstützen die Idee eines Ein-Fach-Studiums für Lehrkräfte an weiterführenden Schulen. Ein solches Studium kann die fachliche Vertiefung fördern und den Lehrkräften ermöglichen, sich noch stärker auf ihre Fachgebiete zu konzentrieren. Dabei ist jedoch sicherzustellen, dass auch pädagogische Qualifikationen angemessen vermittelt werden.

 
 
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Bayerischen Landtag am 8. Oktober 2023 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik gegeben haben.
Die Reihenfolge, in der die Parteien genannt werden, wurde durch Zufall bestimmt.

 

EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES

Der Stifterverband spricht sich für Ein-Fach-Lehrkräfte als reguläre Option (an weiterführenden Schulen) aus – wie es international üblich ist  –, um die Durchlässigkeit zwischen fachwissenschaftlichen und lehramtsbezogenen Studiengängen zu erhöhen und mehr Studierende für den Beruf als Lehrkraft zu gewinnen. Der Wissenschaftsrat hat in seinen im Sommer 2023 verabschiedeten Empfehlungen zur Ausbildung von Mathematiklehrkräften Ein-Fach-Lehrkräfte als Option empfohlen, und zumindest drei Bundesländer denken über eine Einführung (in Mangelfächern) nach. Die Mehrzahl der befragten Parteien in Bayern äußert sich demgegenüber vage und abwartend. Danach ist eher nicht davon auszugehen, dass diese Option in Bayern in den nächsten fünf Jahren erprobt wird.

Fazit: Die vorhandenen Handlungsoptionen werden nicht ausgeschöpft.