Wahlprüfsteine zur Bayerischen Landtagswahl 2023

Frage 2: Beabsichtigen Sie, künftig den Seiteneinstieg
ins Lehramt zu ermöglichen?

Wenn ja: Welche Rahmenbedingungen sind geplant? Wenn nicht: Warum nicht?

 

Freie Wähler (Logo)

Siehe Frage 1. Wir haben in der vergangenen Legislaturperiode bereits die Möglichkeiten für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ausgeweitet, um ins Lehramt an Bayerns Schulen zu wechseln. Wir haben den Einstieg und Umstieg deutlich flexibilisiert, sehen hier aber auch weiteres Potenzial, das wir bei Festhalten an unseren hohen Qualitätskriterien weiter ausbauen werden. Damit besteht bereits ein Angebot an diejenigen, die erst nach ihrem Studienabschluss oder nach einer Tätigkeit in einem anderen Beruf Lehrerin oder Lehrer werden möchten. Die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger sollen neben ihren fachlichen Qualifikationen die nötigen Kenntnisse in Pädagogik, Psychologie und Fachdidaktik erlangen, indem sie am zweijährigen Vorbereitungsdienst teilnehmen, der mit dem zweiten Staatsexamen und dem Erwerb der vollen Lehrbefähigung für die jeweilige Schulart abschließt. Höchstqualitativer Umstieg und Einstieg ins Lehramt ist eine Säule unserer modernen, neuen Personalkultur.

CSU (Logo)

Die Prognosen für die kommenden Jahre zeigen erhöhte Einstellungsbedarfe an allen (bayerischen) Schularten. Die CSU-geführte Bayerische Staatsregierung hat daher die Angebote zum Quereinstieg an den verschiedenen Schularten zum nächsten Schuljahr 2023/2024 deutlich ausgeweitet. Der Quereinstieg richtet sich an Personen mit einem Universitätsabschluss (Master/Magister/Diplom) in bestimmten Fächern, die an den Schulen in Bayern unterrichtet werden (oder ggf. eng miteinander verwandt sind). Die Quereinsteiger werden auf ihre neue Aufgabe umfassend vorbereitet. Dies geschieht in der Regel im Rahmen eines zweijährigen Vorbereitungsdienstes. Dieser beinhaltet Theorie- und Praxisanteile (wie zum Beispiel Hospitationen bei erfahrenen Lehrkräften oder eigenverantwortlichen Unterricht) sowie ein intensives pädagogisches Qualifizierungsprogramm, das genau auf die Anforderungen und Bildungsziele der jeweiligen Schulart ausgelegt ist.

Bündnis 90/Die Grünen (Logo)

Bei der Qualifizierung von Quereinsteiger*innen handelt es sich aus unserer Sicht immer um Notmaßnahmen. In den kommenden Jahren werden wir aufgrund des demografischen Wandels und und auch aufgrund von regierungsseitigen Fehlplanungen auf Quereinsteiger*innen angewiesen sein. Uns ist dabei aber eine qualitativ hochwertige und regelhafte Qualifizierung sehr wichtig. Denn auf die Lehrkraft kommt es an. Darum müssen nicht-grundständig ausgebildete Lehrkräfte gut nachqualifiziert werden. Das bedeutet, dass der bisherige Quereinstieg wissenschaftlich evaluiert und weiterentwickelt werden muss. Vor allem brauchen aber auch die Lehrkräfte ausreichend Zeit, die die Quereinsteiger*innen während ihres Vorbereitungsdienstes unterstützen und qualifizieren. Einen Seiteneinstieg ohne Qualifizierung lehnen wir ab.

SPD (Logo)

Wir setzen auf grundständig ausgebildete Lehrkräfte. Deswegen wollen wir mehr junge Menschen für den Lehrerberuf begeistern und das Lehrerstudium reformieren. Quer- und Seiteneinstiege in den Lehrberuf sind in Bayern bereits Realität. Wir fordern hier qualifizierte Vorbereitung und Begleitung. Das Team, das Quer- und Seiteneinsteiger begleitet, muss an anderer Stelle entlastet werden.

AfD (Logo)

Ja, die AfD kann sich einen Quereinstieg vorstellen. Es geht im Kern um die Kinder und Jugendlichen, für welche der Unterricht sichergestellt werden muss. Der Bedarf ist prioritär zu erfüllen, weshalb Rahmenbedingungen keinen Sinn machen.

FDP (Logo)

Wir fordern die Umstellung des Lehramtsstudiums an allen Universitäten auf das Bachelor-Master-System. Der Einstieg in einen Pädagogik-Master nach einem Fachbachelor soll dann ebenso möglich sein wie Lehramtsstudiengänge, die einen schulartübergreifenden Pädagogik-Bachelor mit der späteren Vertiefung in Fächer und Schulformen im Master verbinden. Mit diesem Konzept ist ein vereinfachter Seiteneinstieg möglich.

Die Linke (Logo)

Ja, wir beabsichtigen, einen Seiteneinstieg ins Lehramt zu ermöglichen. Wir möchten qualifizierten Fachkräften die Chance geben, ihr Fachwissen in den Bildungsbereich einzubringen. Die genauen Rahmenbedingungen werden in enger Zusammenarbeit mit Expert:innen und Bildungseinrichtungen entwickelt, um sicherzustellen, dass die pädagogische Qualität gewährleistet ist.

 
 
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Bayerischen Landtag am 8. Oktober 2023 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik gegeben haben.
Die Reihenfolge, in der die Parteien genannt werden, wurde durch Zufall bestimmt.

 

EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES

Ein Seiteneinstieg ins Lehramt ermöglicht es Personen, die weder ein lehramtsbezogenes Studium noch den Vorbereitungsdienst absolviert haben, unter bestimmten Voraussetzungen als Lehrkraft tätig zu werden. Üblicherweise handelt es sich um eine "Notmaßnahme" der Länder für Mangelfächer. Der Stifterverband plädiert dafür, den Seiteneinstieg regelmäßig zu ermöglichen, weil Lehrkräfte, die nicht nur "Schule", sondern auch Arbeitsplätze außerhalb der Schule aus eigener Erfahrung kennen, Unterricht und Schulalltag bereichern. Allerdings sollten sie nicht ohne vorhergehende Qualifizierung eigenverantwortlich unterrichten (dürfen/müssen).

In Bayern müssen alle Bewerberinnen und Bewerber ohne lehramtsbezogenen Hochschulabschluss, unabhängig davon, ob es sich um Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen oder in anderen Berufen erfahrene Bewerberinnen und Bewerber handelt, den zweijährigen Vorbereitungsdienst absolvieren. Zur Frage, inwieweit sie künftig einen "echten" Seiteneinstieg ohne regulären Vorbereitungsdienst eröffnen wollen, positionieren sich die befragten Parteien nicht wirklich.

Fazit: Die Positionen der Parteien bleiben deutlich hinter der Forderung des Stifterverbandes zurück.