Wahlprüfsteine zur Bayerischen Landtagswahl 2023

Frage 1: Welche Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel planen Sie?

Freie Wähler (Logo)

Wir bekämpfen den Lehrermangel mit einem breiten Werkzeugkasten kurzfristiger, mittelfristiger und langfristiger Maßnahmen, die ineinander greifen und ausbaubar sind. Ziel ist eine neue, moderne Personalkultur in der Schulwelt. Die bundesweite Anwerbung von Lehrkräften ist dabei nur ein Baustein von vielen – der wirkt. Wir werben beispielsweise auch gezielt in Jugendverbänden um pädagogisch erfahrene Lehramtsstudierende. Ein weiteres Prinzip ist: in Zeiten des Mangels neue Wege ins Lehramt zu ebnen, ohne Qualitätsverlust zu riskieren. Wir haben dazu die Möglichkeiten für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ausgeweitet, um ins Lehramt an Bayerns Schulen zu wechseln. Wir haben den Einstieg und Umstieg deutlich flexibilisiert, sehen hier aber auch weiteres Potenzial, das wir bei Festhalten an unseren hohen Qualitätskriterien weiter ausbauen werden.

CSU (Logo)

Wir wollen das Schulpersonal deutlich aufstocken. Unser Plan für starke Bildung in Bayern sieht vor, dass wir 6.000 zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer sowie 2.000 Verwaltungsangestellte und Schulpsychologen einstellen. Lehrerinnen und Lehrer müssen sich auf den Unterricht und ihre Schülerinnen und Schüler konzentrieren können. Die hohe Qualität des differenzierten bayerischen Lehramtsstudiums wollen wir beibehalten und mit praxisorientierten Elementen stärken. Allein zum Schuljahr 2023/2024 sollen nochmals 1.152 neue Lehrerplanstellen geschaffen werden. Ein weiterer Baustein zur Personalgewinnung an Bayerischen Schulen ist die Einführung der "Regionalprämie" durch die CSU-geführte Bayerische Staatsregierung. Bereits zum Schuljahr 2023/2024 sollen Lehrkräfte aus Bayern und anderen Bundesländern einmalig eine Prämie in der Höhe von 3.000 Euro (brutto) erhalten, wenn sie sich für einen Einsatz an einer bayerischen Schule entscheiden, in der unmittelbarer Personalbedarf vorliegt. Zunächst sind dafür 1,5 Millionen Euro vorgesehen. Wir haben zudem den Einstieg in A13 für Grund- und Mittelschullehrer geschaffen und wollen bis 2027 die komplette Umstellung auf die Eingangsbesoldung A13 abgeschlossen haben. Damit verdienen unsere Lehrerinnen und Lehrer mehr als Kollegen etwa in Nordrhein-Westfalen oder Hessen.

Bündnis 90/Die Grünen (Logo)

Wir wollen die Einstellungspolitik verändern und so den "Schweinezyklen" entgegenwirken, indem wir eine 110-Prozent-Lehrkräfteausstattung an allen Schularten aufbauen. Auch die mobile Reserve wollen wir aufstocken, damit Vertretungen im Krankheitsfall jederzeit möglich sind. Zudem stellen wir mehr Verwaltungspersonal ein und entlasten so die Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben, so dass sie wieder mehr Zeit für das Unterrichten haben. Zusätzlich schaffen wir eine intensivere Begleitung und Nachqualifizierung für Quereinsteiger*innen und modernisieren die Lehrkräfteausbildung. Bei der Errechnung des Lehrkräftebedarfs wollen wir stärker auf die Bildungsforschung zurückgreifen. Schon 2019 hat unsere Grüne Landtagsfraktion mit Hilfe eines Gutachtens des Bildungsforschers Klaus Klemm erneut darauf hingewiesen, dass wir gerade im Grund- und Mittelschulbereich mit einem massiven Lehrkräftemangel rechnen müssen.

SPD (Logo)

Die Behebung des Lehrermangels hat für uns absolute Priorität in der Bildungspolitik. Der Freistaat muss im Wettbewerb ein attraktiverer Arbeitgeber werden. Wir werden daher bessere Arbeitsbedingungen für unsere Lehrkräfte schaffen. Hierzu gehören neben der gleichen Bezahlung aller Lehrkräfte mit A13 unter anderem auch eine umfassende Entlastung der Lehrer und Lehrerinnen von Verwaltungsaufgaben. Besonders wichtig ist uns auch die Einrichtung von mehr multiprofessionellen Teams. Ebenfalls wollen wir wieder mehr junge Menschen für das Lehramtsstudium gewinnen. Aus diesem Grund werden wir die Studienplätze ausbauen, Zugangsbeschränkungen abschaffen und die Abbruchquoten reduzieren.

AfD (Logo)

Die AfD fordert seit geraumer Zeit vor allem non-monetäre Anreize bei der Lehrerbezahlung stärker in den Fokus zu rücken. Das wollen wir in der kommenden Legislaturperiode weiter forcieren.

 

 

FDP (Logo)

Um den Lehrkräftemangel schnellstmöglich beenden zu können, bedarf es mutiger Reformen, unter anderem:

  • Lehrkräfte müssen sich frei bei ihren Wunschschulen bewerben können.
  • Schulen sollten ihre Teams flexibel zusammenstellen (Personalhoheit und eigene Budgets).
  • Bessere Lehrkräfte sollen auch besser bezahlt werden können.
Die Linke (Logo)

Die Linke Bayern plant, den Lehrkräftemangel durch eine Kombination aus gezielten Anreizen, Stellenzusagen und verstärkten Investitionen in die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften anzugehen. Wir setzen uns für eine faire Entlohnung, bessere Arbeitsbedingungen und eine verlässliche Perspektive für angehende Lehrkräfte ein, um den Beruf attraktiver zu gestalten.

 
 
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Bayerischen Landtag am 8. Oktober 2023 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik gegeben haben.
Die Reihenfolge, in der die Parteien genannt werden, wurde durch Zufall bestimmt.

 

EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES

Alle befragten Parteien sehen den zentralen Hebel in einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte, insbesondere in einer Entlastung von Verwaltungsaufgaben und einer flächendeckenden Anhebung der Besoldung von Lehrkräften an Grund- und Mittelschulen auf A13. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen steigert die Attraktivität des Berufes und kann vor allem perspektivisch dazu beitragen, mehr junge Menschen für diesen Beruf zu gewinnen – sie ist aus Sicht des Stifterverbandes jedoch nicht ausreichend. Um den Lehrkräftebedarf langfristig decken zu können, müssen vielmehr mehr junge Menschen als bisher für diesen Beruf begeistert und für ein Lehramtsstudium gewonnen werden. Der Stifterverband plädiert deshalb für eine Öffnung der Zugänge zum Lehramtsstudium, etwa durch die Einführung eines Ein-Fach-Studiums (zumindest für Mangelfächer), die flächendeckende Einbeziehung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in die Ausbildung von Lehrkräften für die Beruflichen Schulen oder die Erleichterung des Quer- und Seiteneinstiegs.
Wie ein teilweise propagierter Stellenausbau dem Mangel abhelfen soll, wenn schon für die aktuell zu besetzenden Stellen kaum genügend qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung stehen, bleibt unklar. Nicht unumstritten ist auch die teilweise angekündigte bundesweite Werbung um Lehrkräfte, weil sie das Problem lediglich regional verlagert.

Fazit: Das Potenzial der Handlungsmöglichkeiten wird nicht ausgeschöpft.