Inwieweit soll die HAW Hamburg (stärker als bisher) in die Lehrkräftebildung für die beruflichen Fachrichtungen eingebunden werden?
Wir sehen die HAW als eine Hochschule, die einen besonders starken Praxisbezug in Studium und Lehre etabliert hat. Durch ihren kontinuierlichen Strategieprozess schafft die Hochschule wichtige Grundlagen für eine nachhaltige strukturelle Neuausrichtung. Wir befinden uns im regelmäßigen Austausch, insbesondere was die Ausgestaltung und Neuausrichtung der Lehramtsstudiengänge angeht. Es müsste im Einzelnen geschaut werden, wo ein solches Angebot nötig ist.
Der Studiengang Pflegepädagogik an der HAW Hamburg dient als Modellprojekt, das die Verbindung zwischen Praxis, universitärer Ausbildung und wissenschaftlicher Expertise stärkt. Es hat Vorbildfunktion für weitere Berufsgruppen, da es innovative Wege in der Lehrkräftebildung aufzeigt und praxisnah die Bedarfe der Gesellschaft aufgreift. Mit dem Ausbau der Pflegestudiengänge und der Entwicklung eines Lehramtsstudiengangs für Pflegeschulen schaffen wir wichtige Ausbildungswege, um dem wachsenden Bedarf an qualifiziertem Personal im Pflegebereich gerecht zu werden.
Zunächst muss die HAW Hamburg wie die anderen Hochschulen und Universitäten auskömmlich finanziert werden. Erst dann kann über einen Aufgabenzuwachs diskutiert werden. In Zeiten ihres strukturellen Defizits und der Vorgabe zu sparen können der HAW Hamburg nicht noch mehr Aufgaben zuteilwerden.
Durch Kooperationen und gemeinsame Projekte sollten Lehramtsstudenten temporär in den Unterricht eingebunden werden.
Wir halten eine Einbindung der HAW für sinnvoll, um mehr Kapazitäten zu schaffen. Wichtig ist dabei, dass neben den fachlichen auch pädagogische und didaktische Fähigkeiten vollumfänglich gelehrt werden können.
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zur Hamburger Bürgerschaft am 2. März 2025 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Parlament der Hansestadt oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
Einer Einbindung der HAW Hamburg in die Lehrkräftebildung stehen die Parteien mehrheitlich prinzipiell offen gegenüber. Teilweise wird eine besondere potenzielle Eignung der Hochschule für die berufliche Bildung und in bestehenden Formaten Modellcharakter (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) gesehen, teilweise aber auch das Potenzial, mehr Kapazitäten zu schaffen (DIE LINKE). Die CDU sieht aus finanziellen Gründen zunächst keinen Spielraum für neue Aufgaben der HAW. Die Parteien sehen die Rolle der HAW bei einer potenziellen Einbindung in das Lehramtsstudium vor allem in einer Stärkung des Praxisbezugs und Kapazitätserhöhung. Der Stifterverband sieht ein großes Potenzial, mit einer konsequenten Einbeziehung von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in die Ausbildung von Lehrkräften für berufliche Schulen neue Zielgruppen für dieses Lehramt zu erschließen. Diesen Aspekt lassen die Parteien unerwähnt.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN
- Welche drei konkreten Ziele werden Sie in der kommenden Legislaturperiode in Bezug auf die Lehrkräftebildung prioritär verfolgen?
- Welche weiteren "Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte und zur strukturellen Ergänzung der Lehrkräftebildung" gemäß KMK-Beschluss vom 15. März 2024 planen Sie umzusetzen?
- Welche spezifischen Maßnahmen beabsichtigen Sie, um neue Zielgruppen für Lehramtsstudiengänge zu gewinnen?
- Wie wollen Sie die Attraktivität des Lehramtsstudiums – insbesondere für die MINT-Fächer – steigern?
- Wie beurteilen Sie die Funktion und Zuständigkeit des Zentrums für Lehrkräftebildung? Welche institutionellen und personellen Strukturen sind geplant, um dessen Funktionsfähigkeit zu erhöhen?
- Welche konkreten Schritte planen Sie, um den Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz in der Lehrkräftebildung zu begegnen?
- Welche Instrumente sollen genutzt werden, um in der nächsten Legislaturperiode die politisch-strategische Steuerung der Lehrkräftebildung zu optimieren?