Frage 1: Welche drei konkreten Ziele werden Sie in der kommenden Legislaturperiode in Bezug auf die Lehrkräftebildung prioritär verfolgen?

Damit es ausreichend Lehrkräfte in Hamburg gibt, setzen wir uns dafür ein, dass die Universität Hamburg mehr Lehrkräfte ausbildet. Damit sich die Zahl der Abbrecher*innen noch stärker reduziert, sollen Studierende durch Coaching-Programme begleitet werden. Mit dem Vorbereitungsdienst 2025 verbessern wir die hohe Qualität der hamburgischen Ausbildung von Lehrkräften und sorgen dafür, dass auch künftig genug Nachwuchslehrkräfte zur Verfügung stehen.

In der kommenden Legislaturperiode werden wir drei konkrete Ziele in der Lehrkräftebildung priorisieren:
- Studienplatzkapazitäten erweitern: Um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, wollen wir mehr Studienplätze schaffen und so mehr Menschen den Zugang zum Lehramtsstudium ermöglichen.
- Studienerfolgsquote steigern: Neben der Ausweitung der Studienplätze wollen wir die Erfolgsquote durch bessere Unterstützung der Studierenden erhöhen. Dazu gehört die Diversifizierung der Zulassungsvoraussetzungen, um den Zugang zum Studium zu erleichtern.
- Vorbereitungsdienst optimieren: Wir planen, den Vorbereitungsdienst hinsichtlich Umfang, Intensität und Inhalt zu überprüfen, um sicherzustellen, dass er den aktuellen Anforderungen entspricht und zusätzliche Kapazitäten bereitstellt.

Im Studium früher Praxisphasen einzubauen, Praktikum früher anzusetzen, damit Studentinnen und Studenten frühzeitiger wissen, ob der Lehrerberuf für sie geeignet bzw. etwas für sie ist
Den Vorbereitungsdienst zu evaluieren; alle fünf Jahre eine zentrale Evaluation des Vorbereitungsdienstes durchzuführen
Die Beratungs- und Unterstützungskompetenzen der Schulaufsichten zu stärken, so dass sie bei Bedarf der Schulen steuernd eingreifen können, um eine verlässliche Personalversorgung sicherzustellen

Uns ist wichtig, dass zukünftige Lehrkräfte auf einem fachlich hohem Niveau ausgebildet werden, weil Untersuchungen gezeigt haben, dass Fachlichkeit ein wichtiger Prädiktor für Lernerfolge und gute Unterrichtsqualität ist.
Uns ist wichtig, dass Lehrkräfte bereits in der Ausbildung umfassende Praktika absolvieren, um den Schul- und Unterrichtsalltag kennenzulernen und um herauszufinden, ob der Lehrerberuf zu den persönlichen Voraussetzungen und Eignungen passt.
Uns ist wichtig, dass zukünftige Lehrkräfte ein starkes Bewusstsein für Meinungsvielfalt und Indoktrinationsverbot nach den Vorgaben des Beutelsbacher Konsenses entwickeln und gerade vor dem Hintergrund einer polarisierenden Gesellschaft und wachsender Zustimmungswerte für konservative Parteien (AfD, CDU) unter jungen Menschen Schule wieder ein Raum der kontroversen Debatte ohne Denk- und Sprechverbote wird.

Die Linke fordert eine einphasige Lehrer*innenausbildung, die Studium und Praxis vereint, um die pädagogische und praktische Ausbildung zu verbessern. Wir fordern, übermäßigen Stress im Vorbereitungsdienst, der nachweislich zu hoher psychischer Belastung führt, abzubauen. Wir fordern mehr Kurse zu den Themen Inklusion, Pädagogik und Deutsch als Zweitsprache, um angehende Lehrer*innen erfolgreich auf die schulische Realität vorzubereiten.
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zur Hamburger Bürgerschaft am 2. März 2025 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Parlament der Hansestadt oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
Die Parteien benennen unterschiedliche Schwerpunkte für die Lehrkräftebildung: Die Pläne der SPD, der GRÜNEN und CDU zahlen darauf ein, das Studium und den Vorbereitungsdienst zu verbessern, damit mehr Studierende/Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter die Ausbildung auch abschließen. Diese Maßnahme legt auch die Analyse des Lehrkräftetrichters für Hamburg nahe, der teilweise hohe Schwundquten während der 1. und 2. Ausbildungsphase offen legt. Zudem wollen SPD und GRÜNE die Studienkapazitäten zu erhöhen. Die LINKEN fordern eine einphasige Ausbildung, die Studium und Praxis vereint, sowie curriculare Akzentsetzungen (zum Beispiel Inklusion) im Studium. Der AfD sind, neben Fachlichkeit und umfassenden Praktika, ebenfalls inhaltliche Aspekte (Meinungsvielfalt und Indoktrinationsverbot) im Studium wichtig.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN
- Welche weiteren "Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte und zur strukturellen Ergänzung der Lehrkräftebildung" gemäß KMK-Beschluss vom 15. März 2024 planen Sie umzusetzen?
- Welche spezifischen Maßnahmen beabsichtigen Sie, um neue Zielgruppen für Lehramtsstudiengänge zu gewinnen?
- Wie wollen Sie die Attraktivität des Lehramtsstudiums – insbesondere für die MINT-Fächer – steigern?
- Inwieweit soll die HAW Hamburg (stärker als bisher) in die Lehrkräftebildung für die beruflichen Fachrichtungen eingebunden werden?
- Wie beurteilen Sie die Funktion und Zuständigkeit des Zentrums für Lehrkräftebildung? Welche institutionellen und personellen Strukturen sind geplant, um dessen Funktionsfähigkeit zu erhöhen?
- Welche konkreten Schritte planen Sie, um den Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz in der Lehrkräftebildung zu begegnen?
- Welche Instrumente sollen genutzt werden, um in der nächsten Legislaturperiode die politisch-strategische Steuerung der Lehrkräftebildung zu optimieren?