Wie beurteilen Sie die Funktion und Zuständigkeit des Zentrums für Lehrkräftebildung? Welche institutionellen und personellen Strukturen sind geplant, um dessen Funktionsfähigkeit zu erhöhen?
Das Zentrum für Lehrkräftebildung (ZLH) erfüllt eine wichtige Funktion in der Lehrkräfteausbildung. Die hochschulübergreifende Ausrichtung und die Möglichkeit, dass alle staatlichen Hochschulen auf seine Angebote zugreifen können, sind besondere Stärken. Gerade im Lehramtsstudium, das in vielen Bereichen spezifische Anforderungen stellt, bietet das ZLH wertvolle Unterstützung und Orientierung für Studierende. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Angebote auch künftig allen Lehramtsstudierenden in vollem Umfang zur Verfügung stehen. Sollte in der kommenden Legislaturperiode ein erhöhter Bedarf festgestellt werden, werden wir prüfen, wie die Strukturen des ZLH personell und institutionell gestärkt werden können.
Als gemeinsame Einrichtung unterschiedlicher Hochschulen sowie des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung spielt das Zentrum für Lehrkräftebildung eine zentrale Rolle bei der Koordination und Qualitätsentwicklung der Lehrkräfteausbildung. Um die Funktionsfähigkeit weiter zu erhöhen, wird das Zentrum vor allem in seiner internationalen und inklusiven Ausrichtung weiter gestärkt. Internationalisierung ist eine wichtige Ergänzung im Lehramtsstudium. Internationale Erfahrungen und Biographien fördern die interkulturelle Kompetenz und Anpassungsfähigkeit der angehenden Lehrkräfte – Fähigkeiten, die im vielfältigen Klassenzimmer immer bedeutender werden. Auch die Angebote des ZLHs zur Inklusivität sollen weiter ausgebaut werden. Lehrkräfte müssen für den Unterricht in heterogenen Klassen optimal vorbereitet werden, damit sie auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Schüler*innen eingehen können.
Zunächst werden wir die Funktion und Wirkungsweise des Zentrums für Lehrkräftebildung Hamburg (ZLH) auf den Prüfstand stellen, um im nächsten Schritt zu überlegen, wie wir dessen Funktionsfähigkeit erhöhen können.
Grundsätzlich ist das Hamburger Lehrkräftezentrum ein guter Ansatz, um Ausbildung, Wissenschaft und schulische Praxis zu vernetzen. Wir wünschen uns vom Zentrum für Lehrkräftebildung jedoch mehr ideologiefreie und kritische Untersuchungen und Evaluationen zu Schulformen und Unterrichtsmethoden der jüngeren Zeit. Beispiel: Wie wirkt sich Inklusionsunterricht auf die Unterrichtsqualität und den Lernerfolg von Inklusionsschülern sowie Schülern ohne Inklusionshintergrund aus? Welche Folgen hat die wachsende Heterogenität der Schülerschaft durch Migration und Inklusion für die Unterrichtsqualität?
Die Linke begrüßt die Zusammenarbeit in der Lehrkräftebildung und schätzt den interdisziplinären Ansatz. Die strukturierte Begleitung von stetigen Reformen halten wir für sehr sinnvoll. Wir fordern, dass pädagogische und didaktische Ziele in das Leitbild des Zentrums für Lehrkräftebildung aufgenommen werden. Wir fordern, das Zentrum für Lehrkräftebildung zu einer Fakultät auszubauen, an der alle Lehramtsstudiengänge zugeordnet sind.
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zur Hamburger Bürgerschaft am 2. März 2025 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Parlament der Hansestadt oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
In den – in aller Regel disziplinär organisierten – Universitäten hat die Lehrkräftebildung, die quer zu den Disziplinen liegt, oftmals nicht die Bedeutung und den Stellenwert, den sie aus gesellschaftlicher Sicht haben müsste. Das Zentrum für Lehrkräftebildung Hamburg (ZLH) wurde eingerichtet, um die Lehrkräftebildung phasenübergreifend zu koordinieren, die Erfordernisse für die Weiterentwicklung der Lehrkräfteausbildung zu identifizieren und erforderliche Maßnahmen einzuleiten. Allerdings stellt sich die Frage, ob das ZLH diese Aufgaben auch tatsächlich leisten und insbesondere universitätsintern die Anforderungen an ein professionsgerechtes Studium gegenüber den Interessen der Fakultäten und Disziplinen durchsetzen kann. Nach Auffassung des Stifterverbandes wäre dafür eine weitere institutionelle Stärkung des ZLH nötig, beispielsweise eine maßgebliche Beteiligung an Berufungsverfahren, die für die Lehrkräftebildung relevant sind. Alle Parteien schätzen das ZLH und begrüßen vor allem die phasenübergreifende und transdisziplinäre Zusammenarbeit. Mehrheitlich befürworten sie eine inhaltliche Weiterentwicklung: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN möchte eine Stärkung der internationalen und inklusiven Ausrichtung; die AfD wünscht sich ideologiefreie Evaluationen von Schulformen und Unterrichtsmethoden; DIE LINKE befürwortet die Aufnahme pädagogischer und didaktischer Ziele ins Leitbild. DIE LINKE fordert darüber hinaus, das ZLH zu einer Fakultät auszubauen, der alle Lehramtsstudiengänge zugeordnet sind. Dadurch könnte zwar die universitätsinterne Bedeutung des ZLH gestärkt werden; das ZLH ist aber hochschul- und phasenübergreifend angelegt. Insofern wäre zu klären, wie die weiteren Partner in die geplante Fakultät eingebunden werden könnten. Die CDU plädiert für eine Prüfung von Funktion und Wirkung des ZLH, um auf dieser Grundlage gegebenenfalls Maßnahmen zu treffen.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN
- Welche drei konkreten Ziele werden Sie in der kommenden Legislaturperiode in Bezug auf die Lehrkräftebildung prioritär verfolgen?
- Welche weiteren "Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte und zur strukturellen Ergänzung der Lehrkräftebildung" gemäß KMK-Beschluss vom 15. März 2024 planen Sie umzusetzen?
- Welche spezifischen Maßnahmen beabsichtigen Sie, um neue Zielgruppen für Lehramtsstudiengänge zu gewinnen?
- Wie wollen Sie die Attraktivität des Lehramtsstudiums – insbesondere für die MINT-Fächer – steigern?
- Inwieweit soll die HAW Hamburg (stärker als bisher) in die Lehrkräftebildung für die beruflichen Fachrichtungen eingebunden werden?
- Welche konkreten Schritte planen Sie, um den Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz in der Lehrkräftebildung zu begegnen?
- Welche Instrumente sollen genutzt werden, um in der nächsten Legislaturperiode die politisch-strategische Steuerung der Lehrkräftebildung zu optimieren?