Fortführung unserer Lehrkräftegewinnungskampagne:
Wir wollen für die Thüringer Lehrer:innen ein modernes, motivierendes und attraktives Berufsumfeld schaffen. Wir sind daher überzeugt davon, dass Thüringen dem Vorbild anderer Länder (zum Beispiel Österreich, Schweiz, Dänemark) folgen und ein Jahresarbeitszeitmodell für alle Lehrkräfte einführen sollte. Dieses Modell legt nicht nur die wöchentlichen Unterrichtsverpflichtungen fest, sondern auch, welche Arbeitszeit eine Lehrkraft insgesamt pro Woche zu erbringen hat und welche Aufgaben überhaupt zum Lehrer:innenberuf gehören und welche nicht. Das wird dann die Ausgangsbasis dafür, die Thüringer Lehrer:innen konsequent von Bürokratie und Verwaltungsarbeit zu entlasten und ihnen mehr Freiraum für ihre pädagogischen Kernaufgaben zu verschaffen.
Dabei gilt es auch, einen zweiten Punkt im Blick zu behalten: Die Thüringer Schüler:innenschaft wird zusehends heterogener, was alle Lehrer: innen im Hinblick auf die Realisierung schulischer Inklusion und die Ermöglichung individueller Förderung vor wachsende Herausforderungen stellt. Wichtige Lösungsansätze sind für uns an dieser Stelle der weitere Ausbau des längeren gemeinsamen Lernens sowie der Ausbau von Ganztagsschulen. Wenn sich eine Schulkonferenz entscheidet, sich ein Ganztagsschulkonzept zu geben, werden künftig vom Land Thüringen die benötigten personellen, räumlichen und sächlichen Ressourcen bereitgestellt bzw. werden die Kommunen dabei unterstützt. Zudem wollen wir mit Hilfe eines transparenten und verlässlichen Personalbemessungssystems und anhand von Sozialindikatoren an allen Schulen multiprofessionelle pädagogische Teams etablieren, in denen neben den angestammten Lehrkräften bedarfsgerecht und an der jeweiligen Situation vor Ort orientiert Förderpädagog:innen, DaZ-Lehrer:innen, Pädagogische Assistenzkräfte und Schulsozialarbeiter:innen kooperativ und arbeitsteilig zusammenwirken.
Um die Attraktivität und das Image des Lehrerberufs zu verbessern, planen wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen verschiedene Maßnahmen:
Nach wie vor ist die Personalsituation an vielen Thüringer Schulen extrem angespannt. Aus diesem Grund ist es von zentraler Bedeutung, die Attraktivität des Lehrerberufs zu erhöhen und insbesondere die Bedingungen für Lehramtsanwärter weiter zu verbessern. Denn zur Erhaltung und Weiterentwicklung eines leistungsfähigen Schulwesens ist es unerlässlich, junge Menschen für den Beruf der Lehrerin oder des Lehrers zu begeistern, um so den Personalbedarf der Schulen an qualifizierten Nachwuchskräften langfristig zu decken sowie den Lehrernachwuchs weiterhin hervorragend auszubilden und auf den Schulalltag vorzubereiten.
So werden wir unter anderem die Einstellungsverfahren einfacher machen und beschleunigen, damit Thüringen im Wettbewerb um neue Lehrer attraktiver wird und Einstellungen schnellstmöglich durchgeführt werden. Mit einer Vorlaufzeit von drei Jahren sollen die Schulen Gewissheit erhalten, welche Lehrerstellen sie wiederbesetzen können, um frühzeitig Personal zu binden. Durch direkte Einstellungen, insbesondere von Referendaren, sollen Schulen vor Ort ihren Bedarf schnell und unkompliziert decken können und den Referendaren frühzeitig eine Zukunftsperspektive gegeben werden. Den Einstellungskorridor im Thüringer Schuldienst werden wir noch bedarfsorientierter gestalten sowie langfristig und transparent bezogen auf Unterrichtsfächer und Schulträger auf vielfältige Art und Weise auf mehreren Plattformen (analog und digital) veröffentlichen. Außerdem plädieren wir dafür, dass sich Lehrkräfte wieder auf den Unterricht und die Arbeit mit den Schülern konzentrieren können. Hierzu wollen wir sie von bürokratischen Lasten und Zettelwirtschaft befreien.
Eine Tätigkeit als Lehrkraft ist derzeit insbesondere deshalb unattraktiv, weil Bürokratie und unterrichtsfremde Zusatzaufgaben viel Druck im System verursachen. Wir wollen Bürokratie abbauen und Aufgaben neu verteilen, damit Lehrerinnen und Lehrer sich auf ihre originäre Aufgabe, also den Unterricht, konzentrieren können. Nur durch eine Entlastung der Lehrkräfte und eine Beseitigung von strukturellen Defiziten kann der Lehrerberuf langfristig an Attraktivität gewinnen.
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Thüringer Landtag am 1. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet, ohne dass sie dafür Gründe genannt hätten.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
Alle Parteien setzen sich für eine Steigerung der Attraktivität des Lehrberufs ein. Neben der Fortführung von Werbekampagnen zielen die geplanten Maßnahmen vor allem auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften, beispielsweise durch ihre Entlastung von nicht-pädagogischen Kernaufgaben, die Einführung multiprofessioneller Teams sowie Jahresarbeitszeitmodelle, der Ausbau zusätzlicher pädagogischer und administrativer Unterstützung, insbesondere im Ganztagsbereich, sowie der Abbau von Bürokratie.
Aus Sicht des Stifterverbandes können alle vorgeschlagenen Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Lehrberufs beitragen und sind grundsätzlich zu begrüßen.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN