Nach der bereits durchgeführten Neuaufstellung der Strukturen der Lehrerausbildung, mit denen sich auch eine Aufgabenausweitung bis hinein in die berufliche Weiterbildung (dritte Phase der Lehrerbildung) verband, sehen wir derzeit keinen weiteren Handlungsbedarf, um die Funktionsfähigkeit dort zu verbessern. Sinnvoll erscheint uns in jedem Fall eine Evaluierung durch alle Beteiligten. Falls es im Umfeld der FragestellerInnen bereits konkrete Ideen für eine bessere Funktionsfähigkeit gibt, sollten diese unbedingt an das TMBJS und an die Fraktionen im Thüringer Landtag herangetragen werden.
Die in Jena und Erfurt bestehenden Zentren für Lehrerbildung haben sich strukturell grundsätzlich bewährt. Zu prüfen wäre allerdings, ob es zusätzlich eines Zentrums für die Lehramtsausbildung für berufsbildende Schulen bedarf, um dem notwendigen Fachkräftebedarf in diesem Bereich gesondert Rechnung zu tragen.
Wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen setzen uns für die Schaffung eines Zentrums für Schulqualität ein, das als zentrale Institution die Koordination der Lehrkräftebildung aller Phasen, sowie die Schwerpunkte Bildungsforschung, Schulentwicklung, Evaluation, zentrale Programmgestaltung, Medienerstellung und Entwicklung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsangeboten übernimmt. Dieses Zentrum soll die Bildungsforschung fördern, Schulen bei der Einführung neuer pädagogischer Konzepte unterstützen und ein umfassendes Qualitätsmanagement gewährleisten.
Dabei ist uns wichtig, dass die Lehrer*innenbildung der dritten Phase, also die Fort- und Weiterbildung, dezentraler und in größerer Eigenverantwortung der Schulen gestaltet werden kann. Dies soll es den Bildungseinrichtungen ermöglichen, flexibler auf regionale Bedürfnisse und spezifische Anforderungen zu reagieren. Die Koordination durch das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien soll sicherstellen, dass die verschiedenen Angebote abgestimmt sind und eine hohe Qualität aufweisen. Zudem soll eine systematische Erfassung und Planung der Fortbildungsbedarfe erfolgen, um die Ressourcen effizient zu nutzen und den Lehrkräften eine kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung zu ermöglichen.
Die Zentren für Lehrerbildung (ZfL) in Thüringen spielen eine zentrale Rolle in der Lehrkräftebildung. Gleichwohl bedarf es einer stetigen Weiterentwicklung, um die Lehrkräftebildung attraktiv und zeitgemäß zu gestalten. Dabei könnte eine Optimierung der interdisziplinären Zusammenarbeit sowie eine verstärkte Forschungsförderung der einzelnen Zentren und die Interaktion mit dem ThILLM dazu beitragen, wichtige Impulse zu generieren und die individuelle Funktionsfähigkeit der Zentren zu erhöhen. Zudem plädieren wir dafür, die Eigenständigkeit der Zentren zu erhöhen, um noch zielgenauer auf anstehende Herausforderungen reagieren zu können.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Qualität und die strukturellen Bedingungen der Lehrerbildung stärker Bestandteil der Hochschulrahmenvereinbarung werden. Es benötigt klare Rahmenbedingungen und Zielkontrollen mit dem Fokus auf die Modernisierung der Ausbildung und die Verringerung der Abbrecherquoten im Studium.
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Thüringer Landtag am 1. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet, ohne dass sie dafür Gründe genannt hätten.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
In den – in aller Regel disziplinär organisierten – Universitäten hat die Lehrkräftebildung, die quer zu den Disziplinen liegt, zumeist nicht die Bedeutung und den Stellenwert, den sie aus gesellschaftlicher Sicht haben müsste. Die Zentren für Lehrkräftebildung bzw. Schools of Education, die eingerichtet wurden, um einen zentralen und identitätsstiftenden Ort für die Lehrkräftebildung in den Universitäten zu schaffen, sind bisher nicht so aufgestellt, dass sie diesem Anspruch gerecht werden könnten. Dafür bräuchte es nach Auffassung des Stifterverbandes einer deutlichen institutionellen Stärkung der Zentren/Schools, beispielsweise einer rechtlichen Gleichstellung der wissenschaftlichen Leitung mit Dekanen/Dekaninnen, ihrer Finanzierung analog zu Fakultäten/Fachbereichen sowie ihrer maßgeblichen Beteiligung an Berufungsverfahren, die für die Lehrkräftebildung relevant sind.
Die Antworten der Parteien unterscheiden sich in dieser Frage deutlich voneinander. Während die bisherigen Regierungsparteien im Wesentlichen auf den Status quo verweisen und aktuell keinen weiteren Handlungsbedarf sehen, plädieren die Oppositionsparteien für eine stärkere Eigenständigkeit der Zentren (ohne das allerdings weiter zu konkretisieren) sowie für eine stärkere politische Steuerung über die Hochschulrahmenvereinbarungen. Aus Sicht des Stifterverbandes und des Masterplans "Lehrkräftebildung neu gestalten" sind diese Überlegungen zu befürworten.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN