Welche konkreten Schritte planen Sie, um den Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz im Bildungssystem zu begegnen und welche Maßnahmen planen Sie in diesem Zusammenhang für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften?
Dass alle (angehenden) Lehrkräfte grundlegende Zukunftskompetenzen, insbesondere im digitalen Bereich, erwerben und diese in der Schule anwenden können, gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen, um die aktuellen Anforderungen an die Bildungsprozesse an unseren Schulen zu bewältigen. Partei und Fraktion Die Linke werden die Aufgaben in diesem Bereich in der Fraktionsarbeit und im Bildungsausschuss aufrufen und Vorschläge zu Verbesserungen in diesem Bereich unterbreiten. In unseren Gesprächen mit Verantwortlichen der Lehrerbildung an den Thüringer Universitäten haben wir die digitalen Erfordernisse thematisiert und bestätigt bekommen, dass diese Eingang in die Curricula gefunden haben. Sollten Sie andere Erkenntnisse haben, tragen sie diese bitte an uns heran.
Die Schule von morgen ist digital. Künstliche Intelligenz wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Digitale Bildung muss daher ihren Niederschlag in allen Phasen der Lehrer:innenbildung und in den Lehrplänen der Schulen finden. Nur entsprechend aus- und fortgebildete Pädagog:innen werden in der Lage sein, die Herausforderungen und Chancen Künstlicher Intelligenz zu meistern, aber auch das digitale Equipment der Schule nicht nur als technische Ergänzung gewohnter Unterrichtsmaterialien zu sehen, sondern es sinnvoll einzusetzen.
Wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen setzen uns dafür ein, dass alle (angehenden) Lehrkräfte grundlegende Zukunftskompetenzen, insbesondere im digitalen Bereich, erwerben. Dies umfasst die Integration digitaler Kompetenzen in die Lehrer*innenausbildung. So sollen Lehramtsstudierende verpflichtende Module zur digitalen Medienbildung absolvieren, die praxisnah gestaltet sind und die Nutzung digitaler Werkzeuge im Unterricht vermitteln. Auch ausgebildete Lehrkräfte sollen durch regelmäßige – auch verpflichtende – Fortbildungen ihre digitalen Kompetenzen erweitern. Diese Fortbildungen umfassen auch Schulungen zum sicheren und effektiven Einsatz digitaler Technologien, wie Large Language Modells („Künstliche Intelligenz“) im Unterricht.
Besonderen Fokus legen wir auf den Einsatz von Large Language Modells (Künstlicher Intelligenz (KI)) im Bildungssystem. KI kann den Zugang zu Bildung verbessern und die Qualität des Unterrichts steigern, wenn sie in einer gut vorbereiteten und sicheren Lernumgebung eingesetzt wird. Wir wollen sicherstellen, dass Lehrkräfte im Umgang mit KI geschult werden und ein Bewusstsein für die ethischen Implikationen entwickeln. Schulen sollen mit den notwendigen technischen Ressourcen ausgestattet werden, einschließlich datenschutzkonformer KI-Systeme. Diese sollen transparent und erklärbar sein, um die Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen und Empfehlungen von KI zu gewährleisten.
Wir betrachten KI nicht als Ersatz für Lehrkräfte, sondern als Werkzeug, das Lehrkräfte unterstützt und den Unterricht individualisieren kann. Unsere Vision ist es, durch den gezielten Einsatz von KI die Bildungsgerechtigkeit zu fördern und den Unterricht an die individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen anzupassen.
Aus- und Fortbildung für den Einsatz digitaler Medien werden wir fördern, um eine größtmögliche Anzahl an Lehrkräften grundlegende Zukunftskompetenzen erwerben zu lassen. Der Umgang mit digitalen Medien und Künstlicher Intelligenz muss fester Bestandteil der Lehrerbildung sein. Unsere Lehrer müssen mindestens so digital versiert sein wie ihre Schüler. Die Kapazitäten bestehender Angebote zur Lehrerqualifizierung und -fortbildung in diesem Bereich werden wir erhöhen. Außerdem wollen wir allgemeine Medien- und Digitalkompetenzen so fördern, dass Lehrkräfte den digitalen Wandel aktiv mitgestalten können.
Wir wollen die digitale Kompetenz bei Lehrkräften in Ausbildung und an den Schulen steigern. Der Einsatz künstlicher Intelligenz im Unterricht, die Nutzung digitaler Tools (zum Beispiel eine verbesserte Thüringer Schulcloud) und Methoden zur Durchführung von Fernunterricht sollen Teil von Studium und Ausbildung in der Schule werden. Aufgaben wie die Wartung und Betreuung von Technik und die Ausarbeitung von digitalen Konzepten sollen im Sinne der Multiprofessionalität nicht von Lehrkräften, sondern von Digitalpädagogen, IT-Hausmeistern und Informatikern übernommen werden.
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Thüringer Landtag am 1. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet, ohne dass sie dafür Gründe genannt hätten.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
Der Stifterverband spricht sich für die Integration Künstlicher Intelligenz als Lerninhalt (zum Beispiel Grundwissen zu KI erwerben) und lernunterstützende Technologie (zum Beispiel KI-Lernbots) in allen Phasen der Lehrkräftebildung sowie in die Rahmenlehrpläne für alle Schularten aus.
Der Stifterverband befürwortet den Einsatz von zielgruppenorientierten, datenschutzkonformen und transparent gestalteten KI-Anwendungen für das Lernen und Lehren. Vor allem in der praktischen Anwendung können KI-Kompetenzen von (angehenden) Lehrkräften gestärkt und Schülerinnen und Schüler bestmöglich für eine Zukunft, aus der KI nicht mehr wegzudenken ist, vorbereitet werden.
Die Notwendigkeit wurde bereits 2016 in der durch die Kultusministerkonferenz (KMK) verabschiedeten Strategie "Bildung in der Digitalen Welt" hervorgehoben und hat in den letzten Monaten weiter an Dringlichkeit zugenommen, wie unter anderem eine Studie der Vodafone-Stiftung sowie die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK zum Thema Large Language Models eindringlich zeigen.
Für die KI-Bildung befürwortet der Stifterverband insbesondere offene und kollaborative Ansätze: Bildungsressourcen sollten länderübergreifend als OER entwickelt und genutzt werden, und Bildungstechnologien sollten gemeinwohlorientiert und auf Open Source ausgerichtet sein.
Die Parteien betonen die Bedeutung digitaler Kompetenzen von Lehrkräften und verweisen auf Fortbildungen für den Umgang mit digitalen Medien und KI-Technologien, aber keine Partei adressiert Chancen und Risiken des Einsatzes von KI-Technologien in der Schule oder skizziert konkrete Umsetzungsvorschläge, um grundlegende Zukunftskompetenzen von Lehrkräften angemessen zu stärken.
Fazit: Der Handlungsbedarf scheint nur anteilig erkannt, die Auswirkungen von KI für die Bildung nicht differenziert genug betrachtet und vorhandene Optionen zu wenig adressiert. Auch spielen offene Ansätze (zum Beispiel Open-Source-KI) keine Rolle.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN