Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in Thüringen 2024

Checkliste (Bild: Tara Winstead/Pexels/bearb.)
Checkliste (Bild: Tara Winstead/Pexels/bearb.)
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Der Stifterverband hat Parteien, die am 1. September 2024 bei der Wahl zum Thüringer Landtag antreten, nach ihren Positionen befragt: Welche Ziele verfolgen sie in Bezug auf die Lehrkräfte­ausbildung?

Zusammenfassende Kommentierung
aus Sicht des Stifterverbandes

 
Im Jahr 2030 fehlen laut Prognosen bundesweit bis zu 68.000 Lehrkräfte. In Thüringen trifft es vor allem die weiterführenden Schule in der Sekundarstufe I: Selbst wenn Gymnasiallehrkräfte, die an den Gymnasien nicht benötigt werden, an den Regelschulen eingesetzt werden, kann voraussichtlich nur jede fünfte Stelle besetzt werden. Hinzu kommt, dass vielen Lehrkräften wichtige Zukunftskompetenzen fehlen, insbesondere im Bereich der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz, um gesellschaftliche Transformationsprozesse erfolgreich zu gestalten und ihre Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen.

Angesichts dieser bildungspolitischen Herausforderungen hat der Stifterverband die Allianz für Lehrkräfte im Rahmen seiner Zukunftsmission Bildung initiiert. Die Allianz arbeitet daran, die Lehrkräftelücke zu schließen und sicherzustellen, dass alle (angehenden) Lehrkräfte digitale und KI-Kompetenzen erwerben.

Im Rahmen der Allianz wurden deshalb alle im Thüringer Landtag und im Bundestag vertretenen Parteien gefragt, welche Ziele sie in Bezug auf die Lehrkräftebildung verfolgen und mit welchen politischen Aktivitäten sie die Attraktivität und Qualität der Lehrkräftebildung steigern wollen. Von der AfD und dem BSW haben wir leider keine Antworten erhalten.

Alle Parteien, die geantwortet haben, sehen die Notwendigkeit, den Lehrkräftemangel zu bekämpfen. Die Regierungsparteien setzen auf die Einführung schulstufenübergreifender Lehrämter, um Lehrkräfte künftig flexibler an verschiedenen Schulformen einsetzen zu können. Der Einführung eines Ein-Fach-Studiums in Mangelfächern, dualen Studienmodellen und der Einbeziehung der Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in die Lehrkräftebildung stehen sie erfreulicherweise mehrheitlich positiv gegenüber. Praxisbezüge sollen verstärkt und besser mit dem Studium verzahnt werden. Positiv hervorzuheben ist auch, dass sie teilweise nicht nur darauf setzen, zusätzliche Personen für den Beruf als Lehrkraft zu gewinnen, sondern auch den Studienerfolg von Lehramtsstudierenden erhöhen wollen. Unstrittig ist, dass es Aus- und Fortbildungsangebote im Bereich Digitalisierung und KI geben muss; für obligatorische Module im Studium, wie sie der Stifterverband fordert, plädieren allerdings lediglich Bündnis 90/Die Grünen.

Weniger befriedigend fallen die Antworten der Parteien hinsichtlich geplanter Maßnahmen zur Stärkung der Funktionsfähigkeit der Zentren für Lehrkräftebildung aus. Nur die Oppositionsparteien sehen diesbezüglich politischen Handlungsbedarf. Aus Sicht des Stifterverbandes ist eine Stärkung der Handlungs- und Steuerungsfähigkeit der Zentren eine wesentliche Voraussetzung, um die Erfordernisse einer professionsadäquaten Lehrkräfteausbildung gegenüber den Interessen der Fachbereiche/Fakultäten wirksam durchzusetzen.

Insgesamt sind die Parteien größtenteils auf dem richtigen Weg. Insbesondere beim Thema digitale und KI-Kompetenzen wären allerdings ambitioniertere Ziele und ein entschlosseneres Vorgehen wünschenswert. Der Stifterverband appelliert an die künftige Landesregierung, in ihrem Arbeitsprogramm im Schulterschluss mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und der Allianz für Lehrkräfte auszuloten, wie sich der Masterplan "Lehrkräftebildung neu gestalten" und die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK zur "Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht" umsetzen lassen. Mit Blick auf den dramatischen Mangel an Lehrkräften sind insbesondere weitere Maßnahmen erforderlich, um mehr Studierende für das Lehramt zu gewinnen und neue Zielgruppen zu erschließen.

Kontakt

Bettina Jorzik (Foto: Damian Gorczany)

Bettina Jorzik

ist Programmleiterin für Hochschullehre, Lehrkräftebildung und Diversität.

T 0201 8401-103