Partnerschaften von Universitäten und Fachhochschulen –
Strategien und Fallbeispiele
Die im Dezember 2017 erschienene Studie des Stifterverbandes und der Heinz Nixdorf Stiftung verfolgt drei aufeinander aufbauende Zielsetzungen:
Erstens will sie mithilfe von Praxisbeispielen über das bislang kaum untersuchte Feld der hochschultypübergreifenden Kooperationen informieren, um zweitens die Innovationspotenziale von hochschultypübergreifenden Kooperationen vor dem Hintergrund der aktuellen sozioökonomischen Herausforderungen herauszuarbeiten und so Impulse für weitere Kooperationen (Nachahmung und neue Ideen) für Hochschulen und Hochschulpolitik zu geben. Drittens verfolgt die Studie das Ziel, Erfolgsfaktoren zu identifizieren und Handlungsempfehlungen zu formulieren, um die Realisierung, Gestaltung und Umsetzung von hochschultypübergreifenden Kooperationen zu fördern.
Im Zentrum der Studie stehen folgende Leitfragen:
Eine entscheidende Ausgangsvoraussetzung für die Ermittlung von Potenzialen sind die Profile der Hochschulen in einer Region. Ist die Universität beispielsweise sozial- und geisteswissenschaftlich ausgerichtet oder hat sie einen Schwerpunkt in der Lehrerbildung, ergeben sich Kooperationschancen durch die Komplementarität der Einrichtungen (zum Beispiel durch die Einrichtung interdisziplinärer Studiengänge an den Rändern der Disziplinen oder durch interdisziplinäre Forschungsvorhaben). Sind an einem Ort eine Fachhochschule und eine technische Universität angesiedelt, haben diese zumeist fachliche Überschneidungen und stehen dadurch nicht selten in Konkurrenz zueinander. Ihnen bieten sich gute Möglichkeiten, ein gemeinsames fachliches Standortprofil zu entwickeln, und sie einen häufig ähnliche Zielstellungen (zum Beispiel die Gründungsförderung für naturwissenschaftlich-technische Studienbereiche zu verbessern oder die Lehr- und Forschungsinfrastrukturen für ein bestimmtes Fach auszubauen).
Für die Entwicklung von Standortprofilen gibt es daher keine Blaupausen, sie hängt eng von den jeweiligen Institutionenprofilen ab. Aus den in dieser Studie recherchierten Kooperationsmodellen lassen sich zehn Kooperationsdomänen von Universität und Fachhochschule zur Stärkung von regionalen Bildungs-, Wissenschafts- und Serviceangeboten identifizieren, deren jeweilige Potenziale für unterschiedliche Standorte ausgelotet werden sollten:
1. Gemeinsame Gestaltung von Studienorientierung und -eingang
Während derzeit in vielen Regionen jede Hochschule um Studierende für die eigene Institution wirbt, könnten eine gemeinsame Studienberatung, gemeinsame Hochschulinformationstage und gemeinsame Vorsemester und Studieneingangsphasen eine deutlich bessere, erfahrungsgesättigte Orientierung für die Wahl des Hochschultyps und das Studienfach geben. Dies würde die hohe Anzahl der Studienwechsler von Universitäten zu Fachhochschulen reduzieren, die Anzahl der interessierten und geeigneten Studierenden im Fach erhöhen und die Hochschulpaktmittel gerechter über die Hochschulen verteilen.
2. Regionale Verzahnung des Studiums
Bologna hat den Weg durch modularisierte Studienstrukturen bereitet, die Hochschulen können nun individuellere Studienwege ermöglichen. Dort, wo Hochschulen verwandte Studiengänge anbieten, könnten sie ihre Angebote zumindest modulweise auch für Studierende von anderen Hochschulen öffnen. Bisherige Fallbeispiele zeigen, dass für FH-Studierende der Übergang zum Master und zur Promotion erleichtert wird, wenn sie theorieorientierte Seminare an Universitäten belegen können. Universitätsstudierende profitieren andersherum, wenn sie sich an einer Fachhochschule den Umgang mit branchenrelevantem Praxiswissen aneignen können, was sie für den Berufseinstieg benötigen.
3. Gemeinsame Studienangebote
Regionale Lehrprofile lassen sich dann entwickeln, wenn Hochschulen auch an den Rändern der Disziplinen Studiengänge anbieten und Hybridqualifikationen – also zum Beispiel neben Mechanik und Elektronik auch Informatik – vermitteln können. Einen Bedarf gibt es auch für Studiengänge in unterakademisierten Bereichen, beispielsweise Studiengänge für Hebammen und Krankenpfleger, die sowohl fachlich-medizinische wie beruflich relevante pflegerische oder therapeutische Kompetenzen benötigen. Für solche Qualifizierungsangebote sollten einfache Formen der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen unterschiedlichen Typs und gegebenenfalls mit Berufsfachschulen entwickelt werden.
4. Gemeinsame Zentren für digitale Lehre und Weiterbildung
Die Digitalisierung der Lehre, seien es grundständige Lehre oder onlinebasierte Weiterbildungsangebote, hat sowohl eine technische Komponente, die unter anderem Lernplattformen und digitale Infrastrukturen umfasst, als auch eine didaktische Komponente, welche sich auf die Weiterentwicklung von Lehr- und Lernformen und die Weiterbildung der Lehrenden bezieht. Die regionale Bündelung von Ressourcen und Kompetenzen zu den Themen digitale Lehre und Weiterbildung kann dazu genutzt werden, ein wettbewerbsfähiges Standortprofil zu entwickeln.
5. Gemeinsame Gründerzentren
Gründung ist an vielen Hochschulen ein Nischenthema, die Strukturen sind häufig projektgebunden finanziert. Gemeinsame Gründerzentren können nicht nur die Ressourcen für dieses Thema bündeln und eine gemeinsame Anlaufstelle für interessierte Unternehmen in der Region schaffen, sie bringen auch unterschiedlicheKompetenzen und Ideen an einem Ort der Kreativität zusammen: Studierende und Nachwuchswissenschaftler aus unterschiedlichen Fächern und von unterschiedlichen Hochschulen, die wiederum von Professoren beider Hochschulen begleitet werden können.
6. Regionales Forschungs- und Transferprofil
Kooperationen von Universitäten und Fachhochschulen – wo vorhanden zusammen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen – haben das Potenzial, die fachlichen Kompetenzen einer Region zu bündeln und die komplette Wertschöpfungskette der Forschung von der Grundlagenforschung bis hin zur Prototypenentwicklung abzubilden. Um dieses Potenzial abzurufen und nach außen sichtbar zu machen, sind Dachstrukturen sinnvoll, unter denen öffentlich und privat finanzierte Forschungsprojekte angebahnt und durchgeführt werden können.
7. Kooperative Promotion
Gemeinsame Forschungskollegs und Verbundpromotionen bilden die Grundlage, damit Fachhochschulen ihren Studierenden Wege zur Promotion aufzeigen können. In solchen Kooperationen werden Zugangshürden zur Promotion für FH-Studierende abgebaut und eine gemeinsame Betreuung von Promotionen durch Universitäts- wie Fachhochschulprofessoren ermöglicht.
8. Gemeinsame Lehr- und Forschungsinfrastrukturen
Hochschulen auf einem Campus oder in einer Region teilen sich bereits viele Infrastrukturen, angefangen von Einrichtungen des Hochschulsports bis hin zu gemeinsam genutzten Bibliotheken. Zunehmend strategische Bedeutung bekommt ein abgestimmtes Vorgehen bei der digitalen Infrastruktur oder bei der Bereitstellung von Laboren. Inkompatible Softwarestrukturen können regionale Kooperationen aufwendig und unattraktiv machen.
9. Gemeinsame Verwaltungseinheiten
Vom Bau- und Liegenschaftsmanagement über das Rechenzentrum bis hin zu den Studierendenservices wird die Verwaltung von Hochschulen immer komplexer. Die Bündelung von Ressourcen in einer gemeinsamen Einheit kann die Qualität der erbrachten Leistungen verbessern und autonomes Agieren durch den Aufbau einer kritischen Masse überhaupt erst ermöglichen.
10. Überregional sichtbares Standortprofil
Die vertiefte Zusammenarbeit sollte zu einem überregional sichtbaren Standortprofil und zu einer gemeinsamen Regionalmarketingstrategie führen. Die Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandortes sollte von gemeinsamen strategischen Gremien gestützt werden, in die auch andere lokale Akteure, wie beispielsweise die lokale Politik und Wirtschaft, einbezogen werden. Der Aufbau eines solchen Profils kann die Anwerbung von Studierenden, die Akquise von öffentlichen und privaten Drittmitteln und die Attraktivität des Wissenschaftsstandortes für Wissenschaftler unterstützten.
Diese zehn Kooperationsdomänen können als Basis für die Entwicklung von Wissenschaftsregionen dienen, in denen die Dualität von Universität und Fachhochschule bestimmend sind. Sie berücksichtigen die Eigenständigkeit der Institutionen und basieren darauf, dass jede Institution ihr eigenes Profil entwickelt und dieses in die Kooperation einbringt. Die Domänen sind daher nicht als Vorstufe für eine Fusion der Einrichtungen geeignet oder gedacht, sondern sie fördern die Autonomie der Einrichtungen und die aufeinander bezogene Entwicklung institutioneller Profile in einem größeren Regionalkontext.
Kooperationen strategisch denken
Aufgrund von projektartigen Förderungen bleiben Kooperationen häufig zeitlich limitiert und beziehen weitere relevante Bereiche jenseits des engen Projektbezugs nicht mit ein. Hochschulkooperationen können aber gezielt für eine (regionale) Profilschärfung genutzt werden. Sie sind langfristiger und nachhaltiger, wenn sie weg von Einzelprojekten hin zu strategischen Kooperationen und zum Beispiel zu Dacheinrichtungen für Einzelprojekte entwickelt werden. Das bezieht die langfristige Erschließung von gemeinsamen Forschungs-, Lehr- und Weiterbildungsbereichen ein.
Institutionalisierter Austausch auf und mit der Hochschulleitungsebene
Hochschulen sollten ihre Kooperation durch einen regelmäßigen Austausch der Hochschulleitungen nachhaltig absichern. Dazu können beispielsweise ein monatlicher Jour fixe der Hochschulleiter, ein regelmäßiger Austausch der erweiterten Hochschulleitung, also inklusive der Dekane, sowie die Organisation von gemeinsamen sozialen Events gehören. Auch der regelmäßige Austausch mit entsprechenden Gremien auf dezentraler Ebene, an denen Vertreter der Hochschulleitungen regelmäßig teilnehmen, kann die Grundlagen für Kooperationen deutlich verbessern. Derartige Plattformen sollten unter anderem genutzt werden, um seitens der Hochschulleitungen das Commitment zur Kooperation klar zu kommunizieren und das Engagement der beteiligten Personen zu würdigen.
Etablierung von Kommunikationsformaten auf dezentraler Ebene
Bottom-up-Kooperationen entstehen, wenn Wissenschaftler Lehr- und Forschungsschwerpunkte sowie die Infrastrukturen der anderen Wissenschaftsinstitutionen kennen und sich darüber austauschen. Die Etablierung von Kommunikationsformaten ist deshalb ein wichtiges Mittel, um den Austausch von Forschern unterschiedlicher Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen zu ermöglichen und das Entstehen von Kooperationsideen zu fördern. Vernetzungen mit lokalen AkteurenWertvolle Unterstützung für Kooperationen in der Region kann von der lokalen Politik sowie weiteren lokalen Partnern, beispielsweise Kammern oder Stiftungen, ausgehen. Hochschulen sollten diese in ihre Netzwerke, zusammen mit weiteren Partnern aus der Wissenschaft wie beispielsweise außeruniversitären Forschungseinrichtungen, einbeziehen.
Flankierende Maßnahmen der Zentrale
Der Abschluss von Rahmenvereinbarungen inklusive Musterverträgen für Kooperationen erleichtert der dezentralen Ebene den administrativen Aufwand. Eigenmittel des Präsidiums oder aus zentralen Strategiefonds können helfen, Kooperationen langfristig aufzubauen und Finanzierungslücken zu schließen. Zentral geschlossene Rahmenverträge und Finanzierungsmittel signalisieren zugleich die langfristige Unterstützung für Kooperationsstrategien. Zudem kann die Hochschulleitung finanzielle oder infrastrukturelle Anreize setzen, um das Engagement und die Akzeptanz der Professoren- und Mitarbeiterschaft für Kooperationsprojekte zu fördern.
Gemeinsame Infrastrukturen
Die räumliche Zusammenführung von Hochschulen auf einem Campus und die gemeinsame Nutzung von Infrastrukturen in Lehre, Weiterbildung, Forschung sowie Verwaltung fördern den Austausch zwischen den Hochschulen und bilden eine gute Ausgangslage für weitere Kooperationen. Hochschulen (vor allem in räumlicher Nähe) sollten sich insbesondere bei Neueinführungen von IT-Strukturen für kompatible Systeme und Programmschnittstellen einsetzen, die Zusammenarbeiten in Lehre, Forschung und Verwaltung ermöglichen.
Gemeinsame Personalressourcen
Als besonders geeignet haben sich gemeinsame Personalressourcen erwiesen, also beispielsweise Brückenprofessuren, Zweitmitgliedschaften und an beiden Hochschulen angesiedelte Projektkoordinatoren. Traditionell erwerben Fachhochschulprofessoren Zweitmitgliedschaften an Universitäten, aber es gibt auch interessante Beispiele von Zweitmitgliedschaften von Uni-Professoren an Fachhochschulen. Bei Projektkoordinatoren, die an beiden Hochschulen angesiedelt sind, sollte auf eine gerechte Aufgabenverteilung und eine möglichst gleiche beziehungsweise vergleichbare Bezahlung der beteiligten Mitarbeiter geachtet werden. Die hochschulübergreifende Einbindung von wissenschaftlichen und Verwaltungsmitarbeitern sowie Professoren trägt maßgeblich durch eine vielschichtige Multiplikation zu einer hohen Akzeptanz und Umsetzungsqualität bei und fördert die Entstehung weiterer Kooperationen.
Paritätische Rollenverhältnisse etablieren
Je nach strategischer Zielsetzung und Kooperationsanforderung ist die Entscheidung für die passende Organisationsform vom reinen Dienstleistungsverhältnis über eine zeitlich befristete Projektkooperation bis hin zu einer langfristig gemeinsam betriebenen Organisationseinheit zu treffen. Bei den meisten Kooperationsformen ist als Kernelement für den Projekterfolg ein paritätisches Rollenverhältnis zwischen den Akteuren herauszustellen. Um die viel geforderte "Partnerschaft auf Augenhöhe" zu erreichen, sollten vertraglich so viele gleiche Rechte und Pflichten wie möglich vereinbart werden. Dies gilt nicht nur für den materiellen In- und Output, sondern auch für die Aufgabenverteilung: Insbesondere kooperative Lehr- und Weiterbildungsangebote sollten nicht nur gemeinsam durchgeführt, sondern auch entwickelt und Abschlussgrade beziehungsweise Zertifikate je nach Möglichkeit und Angemessenheit von beiden Hochschulen verliehen werden.
Transparenz über den Nutzen für beide Einrichtungen schaffen
Kooperationen werden dann in den Hochschulen akzeptiert und unterstützt, wenn der Nutzen für die eigene Einrichtung klar ist und kommuniziert wird. Kooperationen sollten daher auf nachvollziehbaren Eigeninteressen der jeweiligen Institutionen basieren. Je nach Form der Kooperation können ein schlankes Berichtswesen und Evaluationen dazu beitragen, Kosten-Nutzen-Relationen für die beteiligten Hochschulen transparent darzustellen und so die Akzeptanz der Zusammenarbeit deutlich fördern.
In der großen Mehrzahl der untersuchten Fallbeispiele wird die Politik als Akteur und Unterstützer der regionalen Kooperation sichtbar. Dabei ergibt sich ein differenziertes Bild der Handlungsmöglichkeiten, die von der Änderung von hemmenden gesetzlichen Rahmenbedingungen bis hin zu finanziellen Anreizen reicht.
Landeshochschulplanung
Regionale Entwicklungskonzepte sind nur dann sinnvoll und nachhaltig, wenn sie mit der Landeshochschulplanung vereinbar sind. Für die Entwicklung von Standortprofilen bedarf es daher einer langfristigen gemeinsame Abstimmung der Hochschulen. Die Landespolitik sollte Anreize setzen, um das Landeshochschulsystem in einem koordinierten Prozess aus den Hochschulen heraus zu gestalten. In einem solchen Prozess sollten Hochschulen in den Regionen ihre Entwicklungsplanungen zunächst untereinander und anschließend mit allen Hochschulen des Landes und dem Land abstimmen.
Förderung im Rahmen von Ausschreibungen
Zwar ermöglichen oder honorieren einige Ausschreibungen Verbundanträge (in der Forschung ist dies die Regel), aber die Deckelung von Fördersummen oder der zusätzliche Nachweis des Mehrwerts von Kooperationen erschweren Anträge im Verbund noch über den erhöhten Abstimmungsaufwand hinaus. Für die Zukunft sollten geeignete Wettbewerbe so ausgestaltet werden, dass der Verbund der Regelfall der Förderung ist und Hochschulen einer Region, welche nicht kooperieren, begründen müssen, warum eine Kooperation nicht sinnvoll ist. Fördersummen sollten nicht gedeckelt sein, sondern sich an der Anzahl der Partner ausrichten. Dies sollte auch für private Mittelgeber wie Stiftungen gelten. Dort, wo Wettbewerbe Kooperationsaktivitäten fördern, können sie einen erheblichen positiven Einfluss auf die Etablierung von hochschulübergreifenden regionalen Netzwerken haben. Wie bei allen projektartig finanzierten Vorhaben ist die Verstetigung der Projekte jedoch ein großes Problem. Dies gilt besonders für Projekte, welche hochschulübergreifend und langfristig strategisch angelegt sind. Es ist daher wünschenswert, dass wettbewerbliche Finanzierungen für regionale Kooperationen langfristig und mit der Option auf ein- oder mehrmalige Verlängerung angelegt sind.
Nachhaltige Forschungsfinanzierung für Fachhochschulen
Bislang ist die Steigerung der Forschungsleistungen von Fachhochschulen im Wesentlichen im Rahmen von Projektförderungen ermöglicht worden. Die Zahl der hochschultypübergreifenden Forschungskooperationen wird nur dann weiter steigen, wenn Forschung in der Grundfinanzierung von Fachhochschulen eine Rolle spielt.
Forschungsförderung
Ein Bewusstseinswandel in Förderorganisationen (insbesondere DFG) sollte dazu führen, dass Universitäten Fachhochschulen bei Forschungsanträgen mit ins Boot nehmen können, ohne Schiffbruch riskieren zu müssen, weil sich das Begutachtungssystem zu sehr an traditionellen akademischen Reputationsmodellen orientiert.
Regionalförderung
Kooperationen von Universitäten und Fachhochschulen in der angewandten Forschung können einen relevanten Beitrag zur Regionalentwicklung leisten. Viele Wirtschaftsministerien in den Ländern haben dieses Potenzial nicht erkannt oder bisher nicht in Förderstrategien umgesetzt. Sie sollten häufiger solche Kooperationen fördern, beispielsweise durch die Ausgabe von Innovationsgutscheinen für kooperative Forschungsprojekte für die Region.
Schaffung räumlicher Nähe und Aufbau gemeinsamer Infrastrukturen
Kooperationen werden durch Kommunikation zwischen den Einrichtungen und eine dadurch entstehende Kooperationskultur erleichtert. Es empfiehlt sich, ein oder mehrere regionale Zentren für die Wissenschaftseinrichtungen aufzubauen oder einen Wissenschaftsstadtteil zu etablieren. Solche Zentren können einen gemeinsamen Campus, gemeinsame Lehr- und Forschungsinfrastrukturen, etwa Bibliotheken, und gemeinsame oder kompatible Digitalinfrastrukturen aufweisen.
Flexibilisierung und Stärkung der Personalstrukturen an Fachhochschulen
Die Fachhochschulen wurden in den vergangenen Jahren, wie unter anderem vom Wissenschaftsrat seit Langem gefordert, deutlich ausgebaut. Die in Fachhochschulen investierten Mittel, die Anzahl der Professuren und der Studierenden haben sich deutlich erhöht. Für Kooperationen mit Universitäten spielen vor allem Zeitressourcen eine Rolle. Fachhochschulen sollten mehr Möglichkeiten erhalten, Lehrdeputate flexibler zu gestalten und Personalstrukturen jenseits der Professur zu etablieren.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Eine ganze Reihe von Hemmnissen sind durch eine Änderung der gesetzlichen oder untergesetzlichen Rahmenbedingungen abbaubar. Dazu gehören unter anderem die Ermöglichung von parallelen Einschreibungen an verschiedenen Hochschulen, gemeinsame Gradverleihungen, die Einführung einer einheitlichen Matrikelnummer, die Parallelisierung von Semesterzeiten oder die Ermöglichung von personellen Verschränkungen, zum Beispiel über Brückenprofessuren. Fachhochschulen können wesentliche Beiträge zu Promotion und Lehrerausbildung leisten, ihre Rolle sollte dabei gestärkt werden.
Aachen: Guter Studienstart im Ingenieurbereich
Bielefeld: Forschungsverbund MoRitS
Flensburg: Forschungs- und Transferzentrum
Freiburg: Berufsbegleitendes Weiterbildungsprogramm
Hamburg: Multimedia Kontor Hamburg
Jena: Verbundprojekt zur kooperativen Lehre
Kaiserslautern: Gründungsbüro
Lübeck: BioMedTec Wissenschaftscampus
Münster: Studiengang Lehramt an Berufskollegs
Nürnberg: Studium der Humanmedizin
Osnabrück: Zentrale Studienberatung
Weimar: Servicezentrum Liegenschaften
Die Ergebnisse im Überblick
Treiber von Kooperationen zwischen Universitäten und Fachhochschulen
Potenziale hochschultypübergreifender Kooperationen
Hemmende Faktoren
Empfehlungen
Ausgangslage und Studiendesign
Ausbau der Fachhochschulen im Hochschulsektor als Grundlage für Kooperationen
Ziele der Studie und Studiendesign
Kooperationsfelder
Studium und Lehre
Forschung
Transfer
Administration und Services
Organisation und Erfolgsfaktoren von Kooperationen
Initiierung
Institutionalisierungsgrad und Rollenverhältnisse
Ressourcen und Kompetenzen
Erfolgsfaktor individueller Nutzen
Instrumente und Strukturen
Erfolgsfaktor Parität
Kooperationsvertrag
Kommunikation und Commitment
Mathias Winde, Annett Dauchert, Britta Leusing, Volker Meyer-Guckel:
Durch Kooperation zum Standortprofil
Edition Stifterverband. Essen 2017
ISBN: 978-3-922275-73-2
128 Seiten
leitet das Handlungsfeld "Bildung & Kompetenzen" und das Fokusthema "Future Skills verankern".
T 030 322982-501