Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in Brandenburg 2024

Frage 1: Welche konkreten Ziele verfolgen Sie in der kommenden
Legislaturperiode in Bezug auf die Lehrkräftebildung?

SPD Brandenburg (Logo)
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Zur Gewinnung von Lehrkräften setzt die SPD Brandenburg auf einen Dreiklang aus verstärkter Ausbildung, Qualifizierung bei Quer- und Seiteneinstieg sowie Reaktivierung von pensionierten Lehrkräften. Dazu werden wir folgende Maßnahmen ergreifen: 

  • Ausbau der Ausbildungskapazitäten: Die Kapazitäten an der Universität Potsdam wurden bereits auf über 1.000 Plätze pro Jahr erhöht. Dies soll weiter gesteigert werden, um den Bedarf an neuen Lehrkräften zu decken.
  • Einführung eines dualen Lehramtsstudiengangs: An der BTU Cottbus-Senftenberg wurde ein innovativer, dualer Lehramtsstudiengang eingeführt, bei dem angehende Grundschullehrkräfte von Anfang an begleitend zum Studium Praxiserfahrung sammeln. Dieses Modell soll ausgeweitet werden, um das Lehramtsstudium praxisorientierter und attraktiver zu gestalten. Die Studierenden erhalten während des Studiums eine angemessene Vergütung.
  • Berufsschullehrer-Ausbildung: Wir schaffen wieder eine Berufsschullehrerausbildung in Brandenburg. Das ist auch eine Chance für erfahrene Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger im Alter von 50 Jahren oder älter, die aus gesundheitlichen Gründen keine körperlich anspruchsvollen Arbeiten mehr verrichten können.
  • Unterstützung von Quer- und Seiteneinsteigern: Brandenburg ist führend in der Qualität der Seiteneinsteigerausbildung. Maßnahmen sollen ergriffen werden, um qualifizierten Personen den Einstieg in den Lehrerberuf zu erleichtern, ohne Abstriche bei der Ausbildungsqualität zu machen. Unnötige Hürden, wie das Zweitfachstudium, sollen abgebaut und eine angemessene Bezahlung sichergestellt werden.
  • Landlehrerstipendium: Um genügend Lehrkräfte für ländliche Regionen zu gewinnen, wurde das Landlehrerstipendium eingeführt. Jährlich werden etwa 40 Stipendien an Lehramtsstudierende vergeben, die sich verpflichten, nach ihrem Studium an einer Bedarfsschule in einer ländlichen Region zu arbeiten.
  • Landesinstitut für Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung: Dort werden zukünftig Ausbildungs-, Qualifizierungs- und Fortbildungsangebote gebündelt. Das schafft Synergien und wird die Unterrichtsqualität spürbar verbessern. Das neue Landesinstitut wird die Angebote zentral steuern und noch mehr Angebote in die Fläche Brandenburgs und damit bedarfsgerecht in die Regionen bringen.

Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Qualität der Lehrkräfteausbildung zu verbessern, den Lehrerberuf attraktiver zu machen und den Bedarf an Lehrkräften in Brandenburg zu decken.

 

CDU Brandenburg (Logo)
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In Hinblick auf die Lehrkräfteausbildung setzt sich die CDU für eine an den tatsächlichen und auf der Grundlage einer verlässlichen Lehrkräftemodellrechnung aufgezeigten bedarfsorientierten Strukturierung der Studienplatzkapazitäten für das Lehramt und ggf. eine Kapazitätserhöhung an den lehrerbildenden Hochschulen des Landes ein. Dabei richten wir den Blick auf die Vereinfachung von Zugangsbedingungen, unter anderem auch durch die verstärkte Anrechnung von pädagogischer Praxiserfahrung, ohne dabei die Qualität und Geeignetheit aus den Augen zu verlieren. Die Wechsel- und Abbruchquote im Lehramtsstudium wollen wir durch attraktive Studienbedingungen, darunter auch eine höhere Praxisorientierung, deutlich senken. Die Ausbildung und Einstellung von Ein-Fach-Lehrkräften werden wir fördern. An der Europa-Universität Viadrina wollen wir die Möglichkeit schaffen, ausländische Lehrkräfte, insbesondere aus dem Nachbarland Polen, für eine Lehrtätigkeit in der Sekundarstufe I zu qualifizieren. Durch Bausteine wie zum Beispiel ein bundes- und europaweites Recruiting, die Fortsetzung und Weiterwicklung des "Brandenburg-Stipendium für Landlehrerinnen und Landlehrer" oder die Sicherung des bewährten Landesprogramms "FSJ Schule" wollen wir noch mehr interessierte Fachkräfte für eine dauerhafte Lehrtätigkeit in Brandenburg werben.

Zudem müssen die Bedingungen für die Fort- und Weiterbildung unserer Lehrkräfte noch stärker in den Blick genommen werden. Hierbei, aber auch in Hinblick auf viele andere Prozesse, wird das bis zum 1. Januar 2025 neu aufzubauende Landesinstitut für Schule und Lehrkräftebildung (Libra) eine zentrale Rolle spielen, dessen Wirkweise wir beobachten werden.

 

Bündnis 90/Die Grünen Brandenburg (Logo)
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In den kommenden zehn Jahren müssen wir in Brandenburg jährlich etwa 1.000 bis 1.500 Lehrer*innenstellen neu besetzen. Um diesen riesigen Bedarf zu erfüllen, konnten wir bereits mehr Lehramtsstudienplätze in Potsdam und Senftenberg auf den Weg bringen und wollen in Frankfurt (Oder) einen neuen Standort für das Lehramtsstudium entwickeln. Im neugeschaffenen Studiengang auf Grundschullehramt an der BTU, Standort Senftenberg, gehen wir in der Lehrkräfteausbildung neue Wege und verzahnen Theorie und Praxis enger. Wir wollen das Lehramtsstudium grundsätzlich reformieren und zu einem praxisorientierten dualen Studium weiterentwickeln.

Neben der Ausweitung der Studienplatzkapazitäten und deren Ausschöpfung, ist vor allem unser Ziel, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, um möglichst viele Lehramtsstudierende zum erfolgreichen Abschluss zu bringen und für den Schulbetrieb auszubilden.

Wir wollen Schule neu denken. Darum wollen wir in Potsdam eine sogenannte Universitätsschule schaffen, die unter wissenschaftlicher Begleitung neue Unterrichtskonzepte erprobt und damit zu einer Blaupause für die Schule von Morgen werden kann.

Wir haben durchgesetzt, dass Berufsschullehrkräfte an der Universität Potsdam jetzt in einem eigenen Master-Studiengang mit der Möglichkeit zum Quereinstiegsmaster ausgebildet werden. Wir wollen darüber hinaus Quereinsteiger*innen an Berufsschulen fördern, indem wir die Weiterbildungsmöglichkeiten stark verbessern. Da wir weiterhin auf Quer- und Seiteneinsteigende an allen Schulformen angewiesen sind, werden wir sie frühzeitig qualifizieren und berufsbegleitende Studienangebote ausweiten.

Wir haben ein Mehrsprachigkeitskonzept initiiert zur Förderung von Sorbisch und Niederdeutsch, der Nachbarsprache Polnisch und der Herkunftssprachen von Zugewanderten, für gute Deutschkenntnisse und ein gutes Fremdsprachenangebot. Wir wollen die neue Grundschullehrkräfteausbildung in Senftenberg um Sorbisch und Polnisch erweitern, ein Polnisch Lehramt an der Viadrina prüfen und Mehrsprachigkeit auch im neuen Berufsschullehramt integrieren.

 

AfD Brandenburg (Logo)
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Die AfD Brandenburg will die Ausbildungskapazität für Lehrkräfte in Senftenberg deutlich erhöhen und in Frankfurt einen weiteren Standort für die Lehrerausbildung schaffen. Dabei werden wir den Schwerpunkt auf die Grundschule sowie auf die MINT-Fächer legen. Außerdem werden wir die Lehrerausbildung straffen und von sechs auf fünf Jahre verkürzen. Bei den Schülern mit besonderem Förderbedarf wollen wir die ideologische Fixierung auf die Inklusion beenden und allen Eltern die Möglichkeit geben, ihr Kind auf eine Förderschule zu schicken.

 

Die Linke Brandenburg (Logo)
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Wir wollen die Lehrkräfteausbildung und -fortbildung optimieren und ausbauen. Das bedeutet konkret folgende Maßnahmen:

  • Die Fachministerien werden beauftragt, sofort Gespräche mit der Universität Potsdam aufzunehmen und zu evaluieren, wie der dringend notwendige bedarfsgerechte Ausbau von Lehramtsstudiengängen zeitnah erreicht werden kann und sofort geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Immatrikulationszahlen abzusichern und die Absolvent*innenzahl von mindestens 1 000 pro Jahr zu erreichen.
  • Es ist sicherzustellen, dass entsprechend der Lehrermodellrechnung 2022 die Studierendenplätze für die Lehrämter Primarstufe, Sekundarstufe I, Förderpädagogik und berufliches Lehramt vorrangig ausgebaut und besetzt werden. Der NC für diese Lehrämter ist auszusetzen.
  • In Absprache mit dem WiB e.V. müssen umgehend zusätzliche bedarfsdeckende berufsbegleitende Zertifikatsstudiengänge für Seiteneinsteiger*innen, insbesondere dringend notwendige Qualifizierungsangebote für Lehrkräfte ohne Hochschulabschluss eingerichtet werden.
  • Die derzeitigen Kapazitäten des Landlehrer*innenstudiums sind sofort – auf mindestens 100 Plätze -  zu erhöhen. Dabei soll das Stipendium zukünftig auch ab dem ersten Bachelorsemester ermöglicht werden.
  • Die Studienkapazitäten am neuen Standort der BTU in Senftenberg sind umgehend zu erhöhen und  weitere dezentrale Ausbildungsorte in ländlichen Regionen zu prüfen.
  • Eine praxisorientierte Reform der Lehrkräfteausbildung (mehr Praxisanteile und kürzere Studienzeiten) ist an allen Studienstandorten umzusetzen. Dabei sollen attraktive Stipendienangebote für Lehramtsstudierende ab dem ersten Fachsemester entwickelt, die Anhebung der Bezahlung der Referendar*innen deutlich über Mindestlohn berücksichtigt und die Entwicklung eines Anreizsystems gemeinsam mit Kommunen angestoßen werden, um junge Lehrkräfte beziehungsweise Studierende durch vielfältige Unterstützung bei der Ansiedlung für den ländlichen Raum zu gewinnen.
  • Wir setzen uns für eine schnellere, gerechtere und unbürokratischere Anerkennung von ausländischen Abschlüssen ein.

 

FDP Brandenburg (Logo)
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Weltbeste Bildung für jeden funktioniert nur mit den weltbesten Lehrerinnen und Lehrern. Wir werden die Lehrerausbildung grundlegend modernisieren und an die aktuellen sowie zukünftigen Bedürfnisse des Bildungssystems anpassen. Wir streben eine bundeseinheitliche Umstrukturierung des Lehramtsstudiums an, das künftig in drei Kategorien unterteilt wird: Grundschul-, Sekundarschul- und Berufsschullehramt. Das Studium soll als fünfjähriger dualer Studiengang gestaltet werden, wobei die Theorieanteile reduziert und durch Praxiserfahrungen ersetzt werden. Ziel ist es, den Praxisschock bei Lehramtsabsolventen zu vermeiden, indem das Studium kontinuierlich mit praktischen Erfahrungen an Schulen kombiniert wird. Die fachwissenschaftlichen Inhalte in der Lehrerausbildung werden wir praxisnäher und knapper gestalten, wobei die Fachdidaktik und Bildungswissenschaften gleichwertig zu den Fachwissenschaften behandelt werden sollen.

Schulen werden wir eine aktive Rolle bei der Auswahl und Ausbildung von Lehramtsstudierenden einräumen, wodurch eine bedarfsgerechte Ausbildung sichergestellt wird. Lehrkräfte werden als Mentoren für Lehramtsstudierende agieren und für diese Tätigkeit qualifiziert sowie besser entlohnt werden. Das Referendariat als fünftes Ausbildungsjahr wird neben dem Unterrichten auch Erfahrungen in Klassenleitung und Schulmanagement vermitteln. Wir werden die Steigerung der Studienplätze in Fächern mit Unterversorgung, aber Überbelegung, umsetzen, um die Zahl der Absolventen zu erhöhen. Die Gründung einer innovativen pädagogischen Hochschule in Brandenburg werden wir unterstützen. Das Ziel ist es, eine dynamische Institution zu etablieren, die Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts qualifiziert und befähigt.

 

Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Landtag in Brandenburg am 22. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet.

 

EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES

Die politischen Parteien verfolgen ähnliche Ziele: Im Vordergrund stehen die Schaffung bedarfsgerechter Ausbildungskapazitäten, unter anderem durch Einrichtung eines weiteren Standortes  für die Lehramtsausbildung an der Viadrina, den drei Parteien beabsichtigen. Ein weiterer Fokus richtet sich auf die Gewinnung von Lehrkräften für den ländlichen Raum und die Fortführung oder den Ausbau bestehender Anreizsysteme wie das "Brandenburg-Stipendium für Landlehrerinnen und Landlehrer". Sie plädieren außerdem durchweg für eine stärkere Praxisorientierung und teilweise für eine Ausweitung des dualen Lehramtsstudiums.

Weitere Ziele, die genannt werden, betreffen die Qualifizierung von Quer- und Seiteneinsteigenden in das Lehramt, die Qualifizierung internationaler Lehrkräfte bzw. die Anerkennung ihrer Abschlüsse sowie die Gründung einer Universitätsschule in Potsdam.

Insgesamt lässt sich eine grundsätzliche Bereitschaft zur Umsetzung tiefgreifender Reformen in der Lehrkräftebildung erkennen. Die konkrete Ausgestaltung und Umsetzung dieser Vorhaben bleibt jedoch noch unklar. Es wird abzuwarten sein, inwieweit diese Ziele tatsächlich in zukünftige Regierungsprogramme aufgenommen werden.