Hier wollen wir unseren Weg der letzten Jahre fortsetzen. So förderte das Land Brandenburg bisher die Colleges zur strukturieren Studieneingangsphase insbesondere auch in den MINT-Fächern an der TH Wildau sowie der BTU Cottbus-Senftenberg (1,6 Millionen Euro pro Jahr). Zudem wurde das Programm tasteMINT an der Universität Potsdam in den Jahren 2019 und 2020 in Höhe von 162.000 Euro, in den Jahren 2021 und 2022 in Höhe von jeweils 262.000 Euro sowie im Jahr 2023 in Höhe von 282.000 Euro aus dem Landehaushalt gefördert. Dieses Programm eröffnet MINT-interessierten Schülerinnen und Schülern ab der 10. Klasse die Möglichkeit herauszufinden, welche konkrete Studienrichtung sie einschlagen möchten. Dabei können die unterschiedlichen Herausforderungen der MINT-Studienfächer ausprobiert und wissenschaftliche Einrichtungen sowie Unternehmen erkundet werden. Auch das Programm Roberta an der Universität Potsdam, welches durch das Fraunhofer-Institut ins Leben gerufen wurde, dient der Studienorientierung für MINT-Fächer. Hier unterstützte das Land die Roberta Koordinierungsstelle im Jahr 2022 mit Landesmitteln in Höhe von 73.000 Euro.
Das Land unterstützt auch jährlich mit 66.000 Euro die Durchführung von MINT-Wettbewerben, MINT-Schülerakademien und Landesseminaren durch monetäre und personelle Ressourcen. Weiterhin setzen wir große Hoffnung in die gute Arbeit des seit dem Jahr 2006 existierenden "Schülerlabor-Netzwerkes GenaU" Berlin-Brandenburg, welches der zentrale Ansprechpartner für insgesamt 24 außerschulische MINT-Fördereinrichtungen in der Bildungsregion Berlin-Brandenburg ist. Gleiches gilt für die Arbeit der iMINT-Akademie. Hierbei werden Lehrkräfte aus Berlin und Brandenburg mit entsprechenden Lernangeboten für Schülerinnen und Schüler unterstützt. Zudem verschließen wir uns nicht der Diskussion um eine Prüfung einer landesweiten MINT-Koordinierungsstelle am Netzwerk für Studienorientierung Brandenburg, welche die verschiedenen privaten, kommunalen, hochschul- und landesweiten Programme koordiniert und bundesweit vertritt.
Neben den bereits beschriebenen Maßnahmen in Hinblick auf die Lehrkräfteausbildung, mit der wir die Hoffnung auf eine steigende Anzahl von potentiell interessierten Studierenden verbinden, bedarf es gleichsam spürbarer Entlastungen für die gegenwärtig im System befindlichen Lehrkräfte. Hierzu gehören Entlastungen von administrativen, aber in Teilen auch unterrichtsvorbereitenden Aufgaben, die eine stärkere Konzentration auf den eigentlichen Unterricht zulassen. Auch kann der gezielte Einsatz digitaler Lehr-, aber auch Auswertungsmethoden Lehrkräfte entlasten. Gerade in Hinblick auf das Unterrichten von MINT-Fächern bietet sich eine noch stärkere Verflechtung mit außerschulischen Kooperations-Partnern wie Forschungsinstituten, Bibliotheken oder (Zukunfts-)Laboren an. Auch können bspw. nicht genutzte Schulräume MINT-orientierten Start-ups zur Verfügung gestellt werden, die immer wieder die Umsetzung von curricularen Zielstellungen praxisbezogen unterstützen können.
Wir plädieren dafür, die Anforderungen für ein Lehramtsstudium in MINT-Fächern frühzeitiger und stärker auf fachdidaktische Herausforderungen des Schulalltags auszurichten. Studienabbrüche aufgrund von zu hohen wissenschaftlichen Anforderungen gilt es zu vermeiden. Die Universität Potsdam begibt sich in Zusammenarbeit mit dem ZeLB nach eigener Aussage auf diesen Weg, aber dieser ist aus unserer Sicht noch konsequenter zu beschreiten.
Wir unterstützen die Universität Potsdam bei ihren Bemühungen, über verschiedene Workshop-Konzepte des Teams MINT bei Schüler*innen frühzeitig das Interesse für ein MINT-Studium zu wecken. MINT-Fächer und Informatik sind vornehmlich männlich dominierte Studiengänge. Dem gilt es bereits in der Schule aber auch im Rahmen der Angebote der Transfer- und Präsenzstellen durch gezielte Frauen- und Mädchenförderung entgegen zu wirken.
Der von der Landesregierung verfolgte Digitalisierungsstrategie für Schulen ist ein Irrweg, der sofort beendet werden muss. Das Stockholmer Karolinska-Institut stellte in einem Gutachten vom 28. April 2023 zur schwedischen Digitalisierungsstrategie fest, dass die Digitalisierung von Grundschulen und Kindergärten keine feststellbaren positiven Lerneffekte hat, aber zu schwerwiegenden Schäden bei den Kindern führt, unter anderem: Förderung von Internetsucht, Absinken der Aufmerksamkeitsspanne, Reduzierung der Gedächtnisleistung, Verlangsamung des Lernprozesses, Abnahme von Lesegeschwindigkeit, Leseverständnis und Wortschatz, Verzögerung in der Sprachentwicklung und Motorik, irreversible schwere Folgen für kognitive, psychosoziale und körperliche Gesundheit (Depressionen, Essstörungen, Fettleibigkeit, etc.). Aufgrund dieses Gutachtens und der wenig später veröffentlichten vernichtenden PISA-Ergebnisse zog die schwedische Regierung ihre Digitalisierungsstrategie zurück; Norwegen und Finnland zogen wenig später nach. Die AfD Brandenburg wird daher als Regierungspartei die Digitalisierung der Grundschulen komplett rückabwickeln, Eltern, Lehrer und Erzieher umfassend über die Gefahren digitaler Medien aufklären, in der Sekundarstufe I ab Klasse 7 Informatik als Wahlfach – nicht als Pflichtfach – einführen und Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer zum Umgang mit digitalen Medien anbieten.
Kurzfristig muss dem Lehrkräftemangel in den MINT-Fächern durch die strukturelle Einbindung außerschulischer Lernpartner*innen begegnet werden. Fachkräfte, die zuvor in einer anderen Branche im MINT-Bereich tätig waren, sind als Seiteneinsteiger*innen zu gewinnen, bedarfsgerecht zu integrieren und unter attraktiven und fairen Bedingungen in den Schuldienst zu integrieren. Die Möglichkeit der "Ein-Fach-Lehrkraft" muss hier stärker positioniert werden.
Kurz-, mittel- und langfristig muss der Beruf der MINT-Lehrkraft im Rahmen der Berufsorientierung besser fokussiert und beworben werden. Auch hier beginnt die Berufsorientierung bereits während der eigenen Schulbildung. Eine attraktive Gestaltung des Unterrichts in den MINT-Fächern kann dazu beitragen, junge Menschen perspektivisch für den Beruf zu gewinnen. Wie im Bildungsbereich insgesamt gilt es insbesondere in den MINT-Fächern von einer zu oft noch zu theorielastigen Wissensvermittlungsdidaktik auf eine Didaktik des forschenden, vom Interesse des jungen Menschen und seinen Lebenslagen ausgehenden, selbstbestimmten Lernens umzustellen, die außerschulische Kooperationspartner*innen viel stärker einbezieht.
Um dem Lehrkräftemangel in den MINT-Fächern, insbesondere in der Informatik, entgegenzuwirken, planen wir eine Erhöhung der Kapazitäten und Ressourcen für entsprechende Studiengänge. Dies soll durch spezielle Förderprogramme, die auf MINT-Fächer fokussieren, und durch Partnerschaften mit der Industrie und Forschungseinrichtungen realisiert werden. Wir streben auch an, die Weiterbildung vorhandener Lehrkräfte in diesen Fächern zu intensivieren.
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Landtag in Brandenburg am 22. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
Fast alle Parteien sind sich der Problematik des bevorstehenden eklatanten Mangels an MINT-Lehrenden bewusst. Die geplanten Maßnahmen, beispielsweise die Kooperation mit außerschulischen Bildungsträgern, adressieren allerdings teilweise das übergeordnete Problem des MINT-Fachkräftemangels und des zu geringen Interesses von Schülern und Studierenden an MINT-Fächern und sind zu unspezifisch, um den Lehrkräftebedarf für die MINT-Fächer zu decken. Einzig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN plädieren dafür, das Lehramtsstudium in den MINT-Fächern früher und stärker auf fachdidaktische Anforderungen des Schulalltags auszurichten. Aus Sicht des Stifterverbandes kann eine Stärkung der Professionsrelevanz der Studieninhalte insbesondere in den MINT-Fächern dazu beitragen, den Studienerfolg der Lehramtsstudierenden zu erhöhen.
Das Nationale MINT Forum gibt in seinem Positionspapier "Dem MINT Lehrkräftemangel begegnen" kurz-, mittel und langfristig wirkende Handlungsempfehlungen, unter anderem die gezielte Anwerbung von Quer- und Seiteneinsteigern oder die Prävention von Studienabbrüchen. Die Planungen der Parteien bleiben überwiegend deutlich hinter den hier aufgezeigten Möglichkeiten zurück.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN