Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in Brandenburg 2024

Frage 10: Welche Maßnahmen planen Sie, um die Attraktivität und das Image des Berufsbildes von Lehrkräften zu verbessern?

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Die Qualität der Schulen hängt vor allem anderen von den Lehrkräften ab. Deshalb binden wir unsere Lehrkräfte bestmöglich an unser Land und entlasten sie von nicht pädagogischen Aufgaben. Wie alle Bundesländer muss aber auch Brandenburg große Anstrengungen unternehmen, um genug neue Lehrerinnen und Lehrer zu gewinnen. Dabei setzen wir auf einen Dreiklang aus verstärkter Ausbildung, Qualifizierung bei Quer- und Seiteneinstieg sowie Reaktivierung von pensionierten Lehrkräften.

Wir werden mit einer gezielten Werbekampagne bundesweit nach Lehrkräften suchen. Dabei gehen wir auch unkonventionelle Wege. Es wird die kommenden Jahre jedoch weiterhin auch den Quer- und Seiteneinstieg ins Lehramt brauchen. Mit der Qualität seiner Seiteneinsteigerausbildung ist Brandenburg bereits heute führend in der Bundesrepublik. Darauf werden wir weiter aufbauen. 
Wir werden alle Schulen von bürokratischen Aufgaben und Entscheidungen entlasten. Schritt für Schritt wollen wir alle Schulen im Land Brandenburg durch Verwaltungsstellen unterstützen, um sie von Verwaltungsaufgaben zu entlasten.

Es wird die kommenden Jahre jedoch weiterhin auch den Quer- und Seiteneinstieg ins Lehramt brauchen. Mit der Qualität seiner Seiteneinsteigerausbildung ist Brandenburg bereits heute führend in Deutschland. Darauf werden wir weiter aufbauen. Wir werden uns weiter für Maßnahmen einsetzen, die keine Abstriche bei der Qualität der Ausbildung machen, aber ganz praktisch für viele qualifizierte Menschen den Einstieg in den Lehrerberuf erleichtern. Unnötige Hürden – wie ein Zweitfachstudium – werden wir abbauen und eine angemessene Bezahlung sicherstellen. Wir werben auch um erfahrene Lehrkräfte. In den kommenden Jahren erreichen viele Lehrkräfte das Alter, in dem sie in den Ruhestand gehen können. Diese Pädagoginnen und Pädagogen sind ein wertvoller Schatz für unser Bildungssystem! Im Jahr 2023 haben wir bereits mit dem Programm 63+ einen ersten Schritt unternommen, um ihnen attraktive Angebote zu machen. Wir werden weitere Programme auf den Weg bringen, die sicherstellen, dass ältere Lehrkräfte ihre Expertise und ihr Engagement weiterhin für eine qualitativ hochwertige Bildung in unserem Land einbringen können. Dazu ermöglichen wir die Vereinbarkeit von Zuverdienst Möglichkeiten neben der Pension und machen flexible und individuelle Angebote. Um für alle ländlichen Regionen genug ausgebildete Lehrkräfte zu gewinnen, haben wir das sogenannte Landlehrerstipendium eingeführt. Jährlich werden etwa 40 Stipendien an Lehramtsstudierende vergeben, wenn sie sich verpflichten, nach ihrem Studium eine Lehrtätigkeit an einer solchen Bedarfsschule aufzunehmen. Letztendlich ist für uns auch für die kommenden fünf Jahre das gemeinsame Maßnahmenpaket der Brandenburger Wissenschafts- und Bildungsministerien aus dem Jahr 2023 mit dem Titel "Zehn Punkte für eine bessere Lehrkräftebildung im Land Brandenburg" verbindlich. Hierzu gehören unter anderem, dass wir dafür sorgen, dass zukünftig jeder Studienplatz besetzt werden kann, wir ein bundesweiter Vorreiter beim Dualen Studium werden, die Abbruchquote weiter senken oder den/die Ein-Fach-Lehrer/in ermöglichen wollen. Mit all diesen Maßnahmen verbinden wir die Hoffnung, das Berufsbild der Lehrkräfte im Land Brandenburg zu verbessern und attraktiver zu 
machen.

 

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Grundsätzlich bedarf es in unserer Gesellschaft einer noch stärkeren Sichtbarmachung dessen, was eine Lehrkraft heutzutage leistet. Die Herausforderungen und damit verbundenen Anforderungen und Erwartungen an Lehrkräfte sind in den vergangenen Jahren deutlich komplexer geworden und verdienen eine entsprechende Würdigung.

Eine Imagekampagne, aber auch das Anregen einer gesellschaftlichen Debatte kann dies immateriell schaffen. Die Attraktivität des Lehrerberufs muss sich beispielsweise aber auch in einer modernen Ausstattung des Arbeitsortes Schule, höheren Vergütungen bei zusätzlicher freiwilliger Aufgabenwahrnehmung, Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung (höher dotierte Funktionsstellen), ausreichende Möglichkeiten zur Fortbildung, Zeit für den fachlichen und pädagogischen Austausch, spürbare Aufgaben-Entlastung durch die Anstellung von Personal anderer Professionen oder ein verbessertes Gesundheitsmanagement ausdrücken.

 

Bündnis 90/Die Grünen Brandenburg (Logo)
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Wir wollen Schulen zu Orten zum Lernen und Leben machen, an denen sich alle Beteiligten wohl fühlen und ihre Potentiale bestmöglich ausschöpfen können. Viele Lehrkräfte wünschen sich mehr Raum und Zeit, sich mit aktuellen Problemen auseinanderzusetzen. Wir unterstützen Schulen, die mehr Eigenverantwortung wollen, um Projektlernen, Demokratie und den sozialen Zusammenhalt zu stärken.

Wir brauchen Expert*innen aus Psychologie, Sozialarbeit, Heilpädagogik und Gesundheit in Schulen. Wir wollen Qualitätsstandards für multiprofessionelle Teams entwickeln und mehr Teams an Brandenburgs Schulen bringen. Damit sich Lehrkräfte auf ihre pädagogische Tätigkeit konzentrieren können, wollen wir Verwaltungsaufgaben "entschlacken" und Verwaltungsfachkräften übertragen, IT-Administrator*innen einsetzen und effiziente Schulverwaltungsprogramme schaffen.

Lehrkräfte wollen wir durch Verbesserung des Fortbildungssystems und der Qualitätssicherung an Schulen unterstützen. Schulen und Lehrkräfte müssen aktiv bei der Prävention und Bekämpfung von rechtsextremen Vorfällen unterstützt und entsprechende Beratungs- und Hilfestrukturen geschaffen werden. Dem Weiterbildungsbedarf der Pädagog*innen muss durch eine entsprechende Anrechnung auf das Stundendeputat Rechnung getragen werden.

Das bisherige Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM) wollen wir nach der Trennung von Berlin ab 2025 als Landesinstitut Brandenburg (LIBRA) neu aufbauen. Weil sie ihre Arbeit am besten kennen, wollen wir Schulleitungen und Lehrkräften in diesem Bereich mehr Freiheit und Eigenverantwortung geben. Wir wollen mehr Fortbildungen ermöglichen, an denen alle pädagogischen Mitarbeiter*innen an Schulen gemeinsam im Team teilnehmen können. Lehrer*innen sollen aktiv in ihrer Entwicklung unterstützt werden, zum Beispiel mit verbindlichen Personalentwicklungsgesprächen und Coachingangeboten. Die Qualität und Erfolge von Fortbildungen und Bildungsmaßnahmen sollen stärker überprüft und Lehrkräften mehr Angebote zur Selbstevaluation und Supervision gemacht werden. Die Schulvisitation setzen wir fort und unterstützen Schulen bei der Weiterentwicklung. Das Programm "Schule macht stark" wollen wir ausbauen.

 

AfD Brandenburg (Logo)
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Siehe hierzu die Antwort auf Frage 3:
Entscheidend für die Gewinnung einer höheren Zahl von Bewerbern für die Lehrerausbildung ist eine Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufes. Dafür ist es erforderlich, den Berufsalltag von Lehrern wieder auf den eigentlichen Kern zurückzuführen: die pädagogisch gestaltete Wissensvermittlung an Kinder und Jugendliche. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die AfD Brandenburg in Regierungsverantwortung als eine der ersten Maßnahmen, eine Arbeitszeiterfassungsstudie in Auftrag geben, um die tatsächliche Belastung der Lehrer und den Anteil nicht-pädagogischer Aufgaben daran zu ermitteln. Klar ist schon mit dem heutigen Wissen, dass die Belastung durch nicht-pädagogische Aufgaben durch die Stärkung des schulpsychologischen Beratungsdienstes, die flächendeckenden Ausstattung der Schulen mit Schulverwaltungsfachkräften und die Einführung einer Obergrenze für Migranten bei 10 Prozent reduziert werden muss.

 

Die Linke Brandenburg (Logo)
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Um den Beruf attraktiver zu machen, werden wir Lehrer*innen wirksam entlasten. Wir befreien Lehrkräfte und Schulleitungen weitestgehend von nichtpädagogischen Aufgaben und stellen zusätzliche Verwaltungskräfte, Assistenzen und IT-Fachleute ein. Schulen mit einer hohen Quote an Seiteneinsteiger*innen, einer großen Anzahl von Schüler*innen mit besonderen Förderbedarfen und Migrationshintergrund und/oder unbesetzten Stellen unterstützen wir unbürokratisch mit einem Budget, mit dem zum Beispiel pädagogische Assistenzen eingestellt und Sprachkurse, Migrations- und Sozialarbeit bezahlt werden können. Wir verankern im Schulgesetz einen Rechtsanspruch auf Schulsozialarbeit für jede Schule im Umfang von mindestens einer Vollzeitstelle. Grundsätzlich legen wir ein Konzept für den Einsatz von multiprofessionellen Teams an allen Schulen vor, um Bildung für junge Menschen bedarfsgerecht und für die Fachkräfte an Schule attraktiv zu gestalten. Sozialpädagogisches und therapeutisches Personal sowie Sprachmittler*innen werden den Schulen schrittweise bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt, um so die Umsetzung von Inklusion, Ganztagsbetreuung und die Integration aller Kinder und Jugendlichen sicherzustellen. Die Zusammensetzung und der Einsatz von multiprofessionellen Teams soll gesetzlich definiert und als Rechtsanspruch für jede Schule zukünftig im Schulgesetz verankert werden. Wir setzen uns für die Reduzierung der Arbeitsbelastung durch kleinere Klassen und die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung ein.

Um Lehrkräfte zu gewinnen, müssen wir Schule mittelfristig neu denken und Bildungsqualität als zentrale landespolitische Aufgabe entwickeln. Dafür etablieren wir einen Bildungsrat, der Empfehlungen und Maßnahmenvorschläge für eine Bildungsreform in Brandenburg diskutiert. Dabei soll sich der Bildungsrat insbesondere mit folgenden inhaltlichen Schwerpunkten befassen: 
●  Bildungsbegriff, -ziele und -qualität 
●  Überprüfung und Neuausrichtung der Rahmenlehrpläne 
●  Gestaltung des Schulsystems

 

FDP Brandenburg (Logo)
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Unser Ziel ist ein Bildungssystem, das Leistung würdigt, individuelle Begabungen fördert und Lehrkräften ermöglicht, sich auf ihre Kernkompetenz, das Unterrichten, zu konzentrieren. Dazu werden wir den Ausbau und die Stärkung multiprofessioneller Teams voranbringen. Lehrkräfte werden von uns auch nach der Lehrerausbildung nicht alleine gelassen. Dazu bedarf es in erster Linie eine 100-prozentige Lehrerversorgung an Schulen, damit Lehrkräfte nicht an Über- und Vertretungsstunden ersticken.

 

Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Landtag in Brandenburg am 22. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet.

 

EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES

Alle Parteien wollen sich für eine Steigerung der Attraktivität des Lehrberufs einsetzen, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, und setzen dabei ganz überwiegend auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften: Entlastung von nicht-pädagogischen Aufgaben durch den Einsatz multiprofessioneller Teams, die (flächendeckende) Versorgung der Schulen mit Verwaltungs- und IT-Fachkräften und die Verbesserung der Fort- und Weiterbildung werden hier häufig genannt. Sehr weitgehend sind die Überlegungen der LINKEN zur Verankerung eines Rechtsanspruchs jeder Schule auf multiprofessionelle Teams und auf Schulsozialarbeit im Umfang von mindestens einer Vollzeitstelle.

Aus Sicht des Stifterverbandes sind die vorgeschlagenen Maßnahmen der Parteien grundsätzlich geeignet, die Attraktivität des Lehrberufs zu erhöhen, und daher zu begrüßen.