Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in Brandenburg 2024

Frage 6: Wie beurteilen Sie die Funktion und Zuständigkeit der Zentren für Lehrerbildung? Welche institutionellen und personellen Strukturen sind geplant, um deren Funktionsfähigkeit zu erhöhen?

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Ab 2025 soll das neue Landesinstitut für Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung mit dem Namen Landesinstitut für Schule und Lehrkräftebildung (Libra) die Schul- und Unterrichtsentwicklung in Brandenburg vorantreiben. Das Institut soll Lehrkräfte aus- und fortbilden, ihnen Unterrichtsmaterialien bereitstellen und wissenschaftlich fundierte Rahmenlehrpläne entwickeln.

 

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Die Gründung des neuen Brandenburger Landesinstituts zielt auf eine Neustrukturierung und neue Aufgabenzuordnung der bisherigen mit dem Land Berlin verknüpften Strukturen. Dabei werden Schul- und Unterrichtsentwicklung, Instrumente der Qualitätssicherung, die Aus-, Fort- und Weiterbildung von (angehenden) Lehrkräften sowie Maßnahmen zur Umsetzung eines digital gestützten Unterrichts noch stärker gemeinsam gedacht. Wir werden die Wirkweise zunächst genau beobachten und – insoweit angezeigt – gegebenenfalls nachsteuern. Wichtig erscheint uns dabei das Augenmerk auf ein sinnvolles und zielgerichtetes Verhältnis von Zentralität und Regionalität im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften.

 

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Wenn der Vorbereitungsdienst Teil des dualen Masterstudiengangs wird, kommt dem Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZeLB) noch eine stärkere Bedeutung zu bei der Begleitung der Verzahnung der ersten und zweiten Phase der Lehrerbildung und bei der Organisation und Begleitung der Praktikumsphasen und deren fachdidaktischer Einbettung in den Studienverlauf. Eine Schwerpunktaufgabe des ZeLB sehen wir darin, geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um die Abbruchzahlen bei den Lehramtsstudierenden zu senken. Denn angesichts des hohen Lehrkräftebedarfs müssen nicht nur die Erstsemesterstudienplätze auf Lehramt erhöht werden, sondern insbesondere auch die Zahl der Absolvent*innen.

Mit Unterstützung des ZeLB wollen wir in Potsdam eine sogenannte Universitätsschule schaffen, die unter wissenschaftlicher Begleitung neue Unterrichtskonzepte erprobt und damit zu einer Blaupause für die Schule von Morgen werden kann.

 

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Wir halten die derzeitige Konzeption der Studienseminare für grundsätzlich richtig. Um den Bedarf zu decken, wird es aber notwendig sein, neben den Standorten Bernau, Cottbus und Potsdam einen weiteren zu errichten.

 

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Zentren für Lehrerbildung (ZfL) spielen als Schlüsselinstitutionen zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Lehrkräftebildung eine entscheidende Rolle bei der Koordination und Qualitätssicherung der Lehrerbildung und müssen an allen ausbildenden Hochschulen etabliert werden. Dabei ist sicherzustellen, dass die Qualität der Lehrkräftebildung durch die Entwicklung und Implementierung von landesweit einheitlichen Standards und Evaluationsverfahren gewährleistet ist. Eine besondere Bedeutung kommt den ZfL bei der Koordination der von Theorie und Praxis sowie der Verknüpfung der verschiedenen Phasen der Lehrkräftebildung (Erststudium und Referendariat) sowie für die Abstimmung zwischen den verschiedenen Fakultäten und Fachbereichen zu, die an der Lehrkräftebildung beteiligt sind. Darüber hinaus ist eine wesentliche Aufgabe der ZfL, mit bedarfsgerechten Weiterbildungsprogramme für Lehrkräfte auf gesellschaftliche und wissenschaftliche Entwicklungen zu reagieren. Um diesen Aufgaben gerecht werden zu können, sind folgende institutionellen und personellen Strukturmaßnahmen zur Erhöhung der Funktionsfähigkeit notwendig:

  • Stärkung der personellen Ausstattung
  • Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit innerhalb der Hochschulen und zwischen den Hochschulen und Schule bezüglich der Weiterentwicklung der Lehrerbildung
  • Ausbau digitaler Infrastruktur, um digitale Lehr- und Lernformate effektiv unterstützen zu können
  • Stärkung der regionalen Vernetzung - die ZfL müssen als zentrale Anlaufstellen für die regionale Vernetzung von Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen fungieren

 

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Wir streben eine externe und unabhängige Evaluation der Qualität der Arbeit der Zentren für Lehrerbildung an, um diese bestmöglich unterstützen zu können.

 

 
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Landtag in Brandenburg am 22. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet.

 

EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES

In den – in aller Regel disziplinär organisierten – Universitäten hat die Lehrkräftebildung, die quer zu den Disziplinen liegt, zumeist nicht die Bedeutung und den Stellenwert, den sie aus gesellschaftlicher Sicht haben müsste. Die Zentren für Lehrkräftebildung beziehungsweise Schools of Education, die eingerichtet wurden, um einen zentralen und identitätsstiftenden Ort für die Lehrkräftebildung in den Universitäten zu schaffen, sind bisher nicht so aufgestellt, dass sie diesem Anspruch gerecht werden könnten. Dafür braucht es nach Auffassung des Stifterverbandes eine deutliche institutionelle Stärkung der Zentren/Schools, beispielsweise einer rechtlichen Gleichstellung der wissenschaftlichen Leitung mit Dekanen/Dekaninnen, ihrer Finanzierung analog zu Fakultäten/Fachbereichen sowie ihrer maßgeblichen Beteiligung an Berufungsverfahren, die für die Lehrkräftebildung relevant sind. 
In diese Richtung denken die Parteien in Brandenburg jedoch offenbar nicht. Sie unterstreichen zwar die Bedeutung der Zentren für die Sicherung der Qualität des Lehramtsstudiums; sie lassen aber nicht erkennen, dass sie eine institutionelle Stärkung der Zentren für erforderlich oder wünschenswert halten.