Wir werden mit einer gezielten Werbekampagne bundesweit nach Lehrkräften suchen. Dabei gehen wir auch unkonventionelle Wege. Zudem werden wir pensionierter Lehrkräfte reaktivieren. Erfahrene Lehrkräfte, die das Ruhestandsalter erreicht haben, sollen durch Programme wie 63+ motiviert werden, ihre Expertise weiterhin einzubringen. Es sollen flexible und individuelle Angebote geschaffen werden, die die Vereinbarkeit von Zuverdienst Möglichkeiten neben der Pension ermöglichen. Daneben ist es schon heute möglich, dass „ehemalige“ Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger nach dem erfolgreichen Absolvieren einer 18-monatigen Zertifikatsqualifizierung, zusätzlicher Prüfung und mit einem unbefristeten Vertrag verbeamtet werden.
In Ergänzung zu den unter Frage 1 bereits ausgeführten Maßnahmen und damit verbundenen Zielgruppen müssen auch die Grundlagen zur Qualifizierung von Lehrkräften im Seiteneinstieg weiter in den Blick genommen werden. Dabei spielen neben Fragen wie zum Beispiel nach einer zielgerichteten Pädagogischen Grundqualifizierung (PGQ) auch die tatsächlichen Ressourcen zur Begleitung durch erfahrene Lehrkräfte an den jeweiligen Einsatzschulen eine wichtige Rolle. Lehrkräfte im Seiteneinstieg benötigen hier gerade in den ersten Jahren eine substantielle Unterstützung, die auch realistisch abbildbar ist.
Wir wollen ein duales Lehramtsstudium nicht nur im neuen Grundschullehramt an der BTU, Standort Senftenberg, ermöglichen. Während des Lehramtsstudiums soll es bezahlte Praxisphasen geben und der Vorbereitungsdienst (das Referendariat) soll in den Masterstudiengang integriert werden. So können Studierende frühzeitig eine Bindung zur Schule aufbauen, mehr Praxiserfahrungen machen und das Studium verkürzen. Damit wollen wir das Studium attraktiver machen und die Zahl der Absolvent*innen erhöhen. Außerdem sollten mindestens drei Prozent der Studienleistungen im Bereich der Inklusions- und Sonderpädagogik erworben werden. Studiums bezogene und ehrenamtliche Leistungen im Bereich der kulturellen Kompetenzen wollen wir durch ein landesweites Zertifikat anerkennen.
Mit dem Wintersemester 2024/25 startet ein neuer Masterstudiengang auf Berufsschullehramt. Darüber hinaus wollen wir den Quereinstieg ins Berufsschullehramt durch verbesserte Weiterbildungsangebote fördern.
Wir wollen den Zugang zum Studium erleichtern und die Zugangsbeschränkungen abschaffen, indem wir die Zahl der Studienplätze weiter ausbauen und in Frankfurt (Oder) einen neuen Standort für Angebote im Lehramtsstudium entwickeln. Das Refugee Teacher Programm wollen wir fortführen und für Lehrkräfte aus dem Ausland öffnen. Gerade Schulen im ländlichen Raum leiden besonders unter dem Lehrkräftemangel. Deshalb wollen wir das erfolgreiche Landlehrkräftestipendium weiterführen und ausbauen.
Angesichts des Lehrkräftemangels werden wir auch weiterhin Seiteneinsteiger*innen dringend benötigen. Wir wollen sie für ihre Aufgabe gut qualifizieren, möglichst schon vor Beginn der Unterrichtstätigkeit. Die berufsbegleitenden Studienangebote werden wir in Zusammenarbeit mit den Bildungsträgern und den Universitäten ausweiten.
Entscheidend für die Gewinnung einer höheren Zahl von Bewerbern für die Lehrerausbildung ist eine Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufes. Dafür ist es erforderlich, den Berufsalltag von Lehrern wieder auf den eigentlichen Kern zurückzuführen: die pädagogisch gestaltete Wissensvermittlung an Kinder und Jugendliche. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die AfD Brandenburg in Regierungsverantwortung als eine der ersten Maßnahmen, eine Arbeitszeiterfassungsstudie in Auftrag geben, um die tatsächliche Belastung der Lehrer und den Anteil nicht-pädagogischer Aufgaben daran zu ermitteln. Klar ist schon mit dem heutigen Wissen, dass die Belastung durch nicht-pädagogische Aufgaben durch die Stärkung des schulpsychologischen Beratungsdienstes, die flächendeckenden Ausstattung der Schulen mit Schulverwaltungsfachkräften und die Einführung einer Obergrenze für Migranten bei 10 Prozent reduziert werden muss.
Anerkennungsverfahren ausländischer Fachkräfte sind zu vereinfachen und zu beschleunigen. Dabei sind Maßnahmen zum Erwerb und zur Beherrschung der deutschen Sprache unverzichtbar.
Um neue Zielgruppen für Lehramtsstudiengänge zu gewinnen, setzen wir auf innovative und zielgerichtete Kampagnen, die speziell darauf abzielen, Quereinsteiger, Fachkräfte mit Berufserfahrung und Studierende aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen anzusprechen.
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Landtag in Brandenburg am 22. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
Die Pläne dazu, wie und welche neuen Zielgruppen gewonnen werden können, variieren: Die SPD und die FDP setzen vor allem auf gezielte Werbekampagnen, die CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen den Quer- und Seiteneinstieg stärker in den Blick nehmen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE sehen internationale Lehrkräfte als interessante Zielgruppe an und plädieren für ihre Einbeziehung in das Refugee Teacher Programm oder erleichterte Anerkennungsverfahren. Beide Parteien sprechen sich darüber hinaus für Anreize wie bezahlte Praxisphasen oder Stipendien aus, um mehr Studierende für das Lehramt zu rekrutieren. Aus Sicht der AfD ist eine Aufwertung des Berufsbildes und die Entlastung der Lehrkräfte von nicht-pädagogischen Aufgaben erforderlich, die unter anderem durch die flächendeckende Ausstattung der Schulen mit Schulverwaltungsfachkräften und die Einführung einer Obergrenze für Migranten bei zehn Prozent erreicht werden soll.
Ohne die Gewinnung neuer Zielgruppen wird sich der Lehrkräftebedarf auf absehbare Zeit nicht wirksam bekämpfen lassen. Aus Sicht des Stifterverbandes sind eine Öffnung der Zugangswege zum Lehrkräfteberuf und eine gezielte Ansprache bisher unterrepräsentierter Personengruppen (unter anderem internationale Lehrkräfte, Personen mit Berufserfahrung in anderen Berufen) der zentrale Hebel, um neue Zielgruppen zu gewinnen; Werbekampagnen allein werden nicht ausreichen. Zielführende Maßnahmen müssten von den Parteien konsequenter verfolgt werden, um hier Fortschritte zu erreichen.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN