Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in Sachsen 2024

Checkliste (Bild: Tara Winstead/Pexels/bearb.)

Der Stifterverband hat Parteien, die am 1. September 2024 bei der Wahl zum Sächsischen Landtag antreten, nach ihren Positionen befragt: Welche Ziele verfolgen sie in Bezug auf die Lehrkräfte­ausbildung?

  

Der Stifterverband dokumentiert die Antworten und ordnet sie ein:

 

Zusammenfassende Kommentierung
aus Sicht des Stifterverbandes

 
Im Jahr 2030 fehlen laut Prognosen bundesweit bis zu 68.000 Lehrkräfte. In Sachsen trifft es vor allem die Sekundarstufe I und die beruflichen Schulen: Hier können voraussichtlich nur gut 40 Prozent der Bedarfes gedeckt werden. Hinzu kommt, dass vielen Lehrkräften wichtige Zukunftskompetenzen fehlen, insbesondere im Bereich der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz, um gesellschaftliche Transformationsprozesse erfolgreich zu gestalten und ihre Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen. 

Angesichts dieser bildungspolitischen Herausforderungen hat der Stifterverband die Allianz für Lehrkräfte im Rahmen seiner Zukunftsmission Bildung initiiert. Die Allianz arbeitet daran, die Lehrkräftelücke zu schließen und sicherzustellen, dass alle (angehenden) Lehrkräfte digitale und KI-Kompetenzen erwerben.

Im Rahmen der Allianz wurden deshalb alle im Sächsischen Landtag und im Bundestag vertretenen Parteien gefragt, welche Ziele sie in Bezug auf die Lehrkräftebildung verfolgen und mit welchen politischen Aktivitäten sie die Attraktivität und Qualität der Lehrkräftebildung steigern wollen. Von der AfD und der FDP haben wir leider keine Antworten erhalten.

Alle Parteien, die geantwortet haben, sehen die Notwendigkeit, den Lehrkräftemangel zu bekämpfen. Sie setzen dabei teilweise auf die Einführung schulstufenbezogener Lehrämter, um Lehrkräfte künftig flexibler an verschiedenen Schulformen einsetzen zu können. Der Einführung eines Ein-Fach-Studiums in Mangelfächern und dualen Studienmodellen stehen sie erfreulicherweise durchweg positiv gegenüber. Praxisbezüge sollen verstärkt und besser mit dem Studium verzahnt werden. Unstrittig ist, dass es Aus- und Fortbildungsangebote im Bereich Digitalisierung und KI geben muss; für obligatorische Module im Studium und im Referendariat, wie sie der Stifterverband fordert, und verpflichtende Fortbildungen plädieren allerdings lediglich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Vor dem Hintergrund der der im Zuge der Novellierung des Hochschulgesetzes 2023 vorgenommenen Konkretisierung der gesetzlichen Aufgaben der Zentren für Lehrkräftebildung sehen die Parteien offenbar keinen weiteren politischen Handlungsbedarf. Aus Sicht des Stifterverbandes sind die Regelungen allerdings unzureichend, um Erfordernisse einer professionsadäquaten Lehrkräfteausbildung gegenüber den Interessen der Fachbereiche/Fakultäten wirksam durchzusetzen. Fortschritte hinsichtlich einer kohärenten phasenübergreifenden Lehrkräftebildung aus einem Guss sind so kaum zu erwarten, auch wenn dies als Ziel von allen Parteien benannt wird.

Insgesamt sind die Parteien auf dem richtigen Weg. In einigen Punkten – beispielsweise Einbeziehung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, Handlungsfähigkeit der Zentren für Lehrkräftebildung, digitale und KI-Kompetenzen – wären allerdings ambitioniertere Ziele und ein entschlosseneres Vorgehen wünschenswert. Der Stifterverband appelliert an die künftige Staatsregierung, in ihrem Arbeitsprogramm an die Strategie „Bildungsland Sachsen 2030“ anzuknüpfen und im Schulterschluss mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und der Allianz für Lehrkräfte auszuloten, wie sich der Masterplan "Lehrkräftebildung neu gestalten" und die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK zur "Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht" umsetzen lassen.

Kontakt

Bettina Jorzik (Foto: Damian Gorczany)

Bettina Jorzik

ist Programmleiterin für Hochschullehre, Lehrkräftebildung und Diversität.

T 0201 8401-103