Frage 5: Wie beabsichtigen Sie eine Kohärenz von erster und zweiter Phase in der Lehrkräftebildung zu sichern?

Wir wollen die Kohärenz zwischen den Phasen der Lehramtsausbildung insbesondere durch eine Stärkung pädagogischer und didaktischer Studieninhalte erreichen, die eine bessere Vorbereitung auf den Einsatz in unseren Bildungseinrichtungen ermöglicht. Insbesondere im Bereich der MINT-Fächer wollen wir unsere angehenden Lehrerinnen und Lehrer besser auf den schulischen Alltag vorbereiten. Zudem wollen wir im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten die Praxisanteile des Studiums sowie die Praktika an Schulen frühzeitiger und umfassender in die Lehramtsausbildung integrieren.

Wir wollen eine Lehramtsausbildung aus einem Guss. Dafür muss die Rolle der Zentren für Lehrkräftebildung weiter gestärkt werden, Praxisphasen sollten früher im Studium einsetzen und besser mit der hochschulischen Ausbildung verzahnt werden. Wichtig ist uns dabei, dass in allen Praxisphasen – schulpraktische Übungen, Praktika, Referendariat – genug Zeit und Gelegenheit gegeben ist für wissenschaftliche Reflexion und Rückkopplung mit der Hochschule (Stichwort kumulativer Kompetenzaufbau). Im Strategiepapier zum Prozess „Bildungsland Sachsen 2030“ ist vorgesehen, dass alle an der Lehrkräftebildung beteiligten Institutionen ein gemeinsames Leitbild entwickeln. Außerdem sollen die Studienordnungen und das Curriculum des Vorbereitungsdienstes inhaltlich aufeinander abgestimmt werden, um die Kohärenz von erster und zweiter Phase zu sichern. Auch die Einbindung von Lehrenden der Hochschulen in die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte soll die gemeinsame Verantwortung für die Lehrkräftebildung unterstreichen. Wir BÜNDNISGRÜNE unterstützen diese Maßnahmen. Gleichzeitig wollen wir auch in der zweiten Phase der Lehramtsausbildung den Weg der Regionalisierung fortsetzen, wie zuletzt durch die Erweiterung der Lehrerausbildungsstätte in Löbau.

Durch die Integration des Referendariats ins Studium und eine frühzeitige bezahlte Praxiserfahrung wollen wir die Kohärenz von erster und zweiter Phase der Lehrkräftebildung nicht nur sichern, sondern auch stärken.

Die Berufseinstiegsphase muss so ausgestaltet sein, dass für alle jungen Lehrpersonen eine gute Betreuung gewährleistet wird und es die Möglichkeit gibt, phasenweise in das Berufsleben einzusteigen. Demzufolge wächst auch das Stundendeputat sowie das Gehalt linear an.

Mehr Transparenz, Struktur, bessere Verzahnung zwischen Universität und Lehrerausbildungsstätten, gemeinsame Entwicklung von Ausbildungsinhalten und Leitlinien, damit es sowohl nicht zu einer unnötigen Dopplung als auch zu einer sinnhaften Vertiefung von Inhalten kommt, hier auch Duales Studium als Perspektive.
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Sächsischen Landtag am 1. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet, ohne dass sie dafür Gründe genannt hätten.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
Eines der zentralen Probleme der Lehrkräftebildung ist ihre Fragmentierung: in die verschiedenen Ausbildungsbereiche (Fachwissenschaften, Fachdidaktiken, Bildungswissenschaften und Praxisphasen) sowie in verschiedene Ausbildungsphasen (Studium, Referendariat, Fortbildung). Für jeden dieser Bereiche und jede dieser Phasen sind unterschiedliche Organisationen beziehungsweise Organisationseinheiten verantwortlich – und zwei verschiedene Ministerien (Staatsministerium für Kultus und Staatsministerium für Wissenschaft).
Um Kohärenz zu erreichen, setzen die befragten Parteien vor allem auf eine bessere Theorie-Praxis-Verzahnung und eine phasenübergreifende Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen. Sie lassen jedoch weitgehend offen, welche politischen Vorkehrungen sie planen, um in diesen Punkten Fortschritte gegenüber dem Status quo zu erreichen. Lediglich eine Partei verweist auf das Strategiepaper "Bildungsland Sachsen 2030", das vom Staatsministerium für Kultus auf der Grundlage eines breiten Beteiligungsprozesses erarbeitet wurde und konkrete Maßnahmen benennt, um eine systematische und verbindliche Zusammenarbeit von Hochschulen und Institutionen zu stärken. Fortschritte in Sachen Kohärenz sind insofern fraglich.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN
- Welche konkreten Ziele verfolgen Sie in der kommenden Legislaturperiode in Bezug auf die Lehrkräftebildung?
- In welchem Umfang planen Sie die Umsetzung des am 15. März 2024 veröffentlichten KMK-Beschlusses "Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte und zur strukturellen Ergänzung der Lehrkräftebildung"?
- Welche spezifischen Maßnahmen beabsichtigen Sie, um neue Zielgruppen für Lehramtsstudiengänge zu gewinnen?
- Planen Sie, die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (stärker als bisher) in die Lehrkräftebildung einzubinden?
- Wie beurteilen Sie die Funktion und Zuständigkeit der Zentren für Lehrerbildung? Welche institutionellen und personellen Strukturen sind geplant, um deren Funktionsfähigkeit zu erhöhen?
- Welche Strategien verfolgen Sie, um sicherzustellen, dass alle (angehenden) Lehrkräfte grundlegende Zukunftskompetenzen, insbesondere im digitalen Bereich, erwerben?
- Welche konkreten Schritte planen Sie, um den Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz im Bildungssystem zu begegnen? Welche Maßnahmen planen Sie in diesem Zusammenhang für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften zum Thema KI?
- Welche spezifischen Maßnahmen planen Sie, um dem Lehrkräftemangel in den MINT-Fächern, insbesondere im Fach Informatik, entgegenzuwirken
- Welche Maßnahmen planen Sie, um die Attraktivität und das Image des Berufsbildes von Lehrkräften zu verbessern?