Neben dem Seiteneinstieg wollen wir gezielt auch Studienabbrecher besonders im MINT-Bereich dafür gewinnen, ein Lehramtsstudium aufzunehmen und die bisher erworbenen Kompetenzen für eine Ausbildung und Beschäftigung als Lehrkraft einzusetzen. Weitere Zielgruppen stoßen auch mit Blick auf den allgemeinen Fachkräftebedarf der Wirtschaft und der öffentlichen Hand zumeist an personelle Grenzen. Wir haben die Zahl der Studienplätze im Bereich Lehramt auf jährlich 2.700 erhöht und werben gezielt und umfassend für eine Tätigkeit als Lehrkraft bei besten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Verbeamtung im Freistaat Sachsen.
Die Zahl der Studienplätze wurde inzwischen auf 2.700 erhöht, womit die lehramtsausbildenden Universitäten an der Kapazitätsgrenze sind. Längst schon können nicht mehr alle Studienplätze im Lehramt überhaupt besetzt werden, obwohl in Sachsen 18 Prozent eines Abiturjahrgangs Lehramt studieren – im Bundesschnitt sind es 10 Prozent. Wir müssen neue Wege finden, mehr Lehrer*innen für den sächsischen Schuldienst zu gewinnen. Wir BÜNDNISGRÜNE wollen die Studierendenzahl verstetigen, die Studienerfolgsquote erhöhen, die Lehramtsausbildung weiter regionalisieren und das Studium praxisorientierter gestalten. Studierende und Berufseinsteiger*innen, aber auch Seiteneinsteiger*innen, müssen besser beraten und begleitet werden, etwa durch Mentoring-Programme. Es braucht mehr Zugangsmöglichkeiten zu einer Lehrtätigkeit unter Wahrung des hohen qualitativen Anspruchs, auch für sogenannte Ein-Fach-Lehrkräfte, Fachpraktiker*innen und Lehrkräfte aus dem Ausland. Wir wollen für Lehrkräfte aus den Ausland ein eigenes Anerkennungsverfahren prüfen, zudem sollen geforderte Sprachnachweise ggf. erst zu einem späteren Zeitpunkt im Verfahren nachzuweisen sein, zum Beispiel bei Antritt einer Anpassungsqualifizierung. Ziel ist es außerdem, gezielt Menschen mit Migrationsgeschichte ansprechen, um sie für einen pädagogischen Beruf zu gewinnen. Klar ist für uns: Eine Öffnung für weitere Zielgruppen ist notwendig und angezeigt, darf aber nicht zu einer Entwertung der grundständigen Lehramtsausbildung führen.
Um neue Zielgruppen für Lehramtsstudiengänge zu gewinnen, setzen wir auf eine Kombination aus Anreizen und strukturellen Reformen. Wir wollen den Lehrerberuf attraktiver gestalten, indem wir flexible Studienmodelle anbieten, die eine bessere Vereinbarkeit von Studium, Familie und Beruf ermöglichen. Durch die Integration des Referendariats ins Studium und frühzeitige, bezahlte Praxiserfahrungen schaffen wir praxisnahe und finanzielle Anreize. Zudem wollen wir verstärkt Menschen mit Migrationshintergrund und Quereinsteiger:innen ansprechen, indem wir spezielle Unterstützungsangebote und angepasste Ausbildungswege anbieten. Durch gezielte Kampagnen und Kooperationen mit Schulen und Hochschulen sollen insbesondere naturwissenschaftlich und technisch Interessierte für das Lehramt begeistert werden. Unser Ziel ist es, eine vielfältige Lehrerschaft zu schaffen, die den Anforderungen einer modernen, inklusiven Bildung gerecht wird.
Wir setzen uns dafür ein, zusätzliche Anreize für das Lehramtsstudium zu bieten, um dem gegenwärtigen Mangel an Lehrkräften entgegenzuwirken. Solche Anreize könnten zum Beispiel Stipendien sein. Um mehr junge Menschen für den Lehrberuf zu begeistern, wollen wir das Lehramtsstudium regionalisieren und es zum Dualen Studium weiterentwickeln.
Wir wollen gern neue Ansätze verfolgen, wie neue Werbemaßnahmen, gezieltere öffentliche Werbung (auch überregional), mehr "Werbung" in den Schulen/Universitäten, "Schnuppertage".
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Sächsischen Landtag am 1. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet, ohne dass sie dafür Gründe genannt hätten.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
Alle Parteien sehen die Notwendigkeit, neue Zielgruppen zu gewinnen, um den Bedarf an Lehrkräfte zu decken. Ideen dazu, wie und welche neuen Zielgruppen gewonnen werden können, variieren: Während die CDU die gezielte Ansprache von Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern im Bereich MINT benennt, setzen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf Lehrkräfte aus dem Ausland und Menschen mit Migrationsgeschichte. Die SPD plädiert darüber hinaus dafür, Studienmodelle zu flexibilisieren und das Referendariat ins Studium zu integrieren.
Ohne die Gewinnung neuer Zielgruppen wird sich der Lehrkräftebedarf auf absehbare Zeit nicht wirksam bekämpfen lassen. Aus Sicht des Stifterverbandes sind eine Öffnung der Zugangswege zum Lehrkräfteberuf und eine gezielte Ansprache bisher unterrepräsentierter Personengruppen (unter anderem internationale Lehrkräfte, Personen mit Berufserfahrung in anderen Berufen) der zentrale Hebel, um neue Zielgruppen zu gewinnen. Es ist sehr erfreulich, dass die Parteien sich hier öffnen und nicht allein auf gezielte Werbekampagnen setzen, sondern auch über Strukturreformen nachdenken.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN