Hochschulen für angewandte Wissenschaften werden im Freistaat Sachsen im Rahmen von Kooperationsprojekten mit lehrerbildenden Hochschulen in Sachsen einbezogen. Beispiele hierfür sind die Hochschule Zwickau oder die Hochschule Zittau/Görlitz. Diese Kooperationen verfolgen auch das Ziel einer stärkeren Regionalisierung der Ausbildung und eine frühzeitige Bindung in Mangelregionen. Darüber hinaus haben wir zusätzliche Modellstudiengänge, wie die Primar-Stufe Plus in Chemnitz sowie die Stufenausbildung an der Universität Leipzig eingerichtet, um weitere Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen.
Neben der Weiterentwicklung der grundständigen Lehramtsausbildung bedarf es zusätzlicher Maßnahmen insbesondere in Lehrämtern, Fächern und Regionen, in denen es trotz aller Bemühungen nicht genügend Absolvent*innen gibt, um den Bedarf zu decken. Im ländlichen Raum, in den MINT-Fächern sowie an Förder- und Oberschulen sind die personellen Lücken besonders groß. Hier setzen wir BÜNDNISGRÜNE auf eine weitere Regionalisierung der Lehramtsausbildung in allen Phasen, auch unter Einbindung der Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Ab dem Wintersemester 2025/26 soll es ein neues Studienangebot "Lehramt an Oberschulen mit Sonderpädagogik" der Universität Leipzig und der Hochschule Zittau/Görlitz geben. Die Einrichtung dieses Studienangebots vereint in besonderer Weise die Stärken der Hochschule Zittau/Görlitz mit ihren Studiengängen im Bereich Inklusion mit den Erfahrungen der Universität Leipzig in der Lehrkräftebildung. Damit leistet der Studiengang gleichermaßen einen Beitrag zur positiven Entwicklung der Region und zur Sicherung des künftigen Lehrkräftebedarfs. Fortzusetzen ist auch das Kooperationsmodell der TU Dresden mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau, der Hochschule Mittweida und der Hochschule Zittau/Görlitz beim Studienangebot "Ingenieurpädagogik". Wichtig ist uns, dass die lehramtsausbildenden Universitäten ihre Kompetenzen ebenso einbringen wie die Hochschulen für angewandte Wissenschaften ihr vorrangig praxisorientiertes Know-how. So kann die Zusammenarbeit die Lehramtsausbildung auch qualitativ voranbringen.
Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften sind wichtige Kooperationspartnerinnen bei der Lehrkräftebildung. Die bisher bestehenden Modellprojekte im Bereich des technisch-beruflichen Lehramts unterstreichen die Expertise der Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Über sie junge Menschen zu binden, in der Region zu halten und an ein MINT-Lehramt heranzuführen, bleibt Auftrag auch in der kommenden Legislatur. Auch andere Expertise bspw. im Bereich Inklusion abzurufen, ist wichtig. So gelingt die Regionalisierung der Lehrkräftebildung, wenngleich die grundständigen Studiengänge und Verantwortung zur Qualitätssicherung in den Händen der lehrerbildenden Universitäten verbleiben.
Wir wollen Außenstellen der Lehrkräftebildung in Ost- und Westsachsen schaffen, um die Betreuung während der Praxisphasen sowie vereinzelte Seminare in Wohnortnähe abzusichern. Dafür können auch die Hochschulen für angewandte Wissenschaften in die Lehrkräftebildung einbezogen werden.
Wir benötigen in der Lehrerausbildung im Allgemeinen eine Reform der Ausbildung des pädagogischen Personals. Dazu gehört ein duales Studium mit Praxisbezug der Lehrveranstaltungen vom Beginn des Studiums an. Beispielsweise in der Mathematik und in den Naturwissenschaften ist seit Jahren bekannt, dass das Studium viel zu sehr auf hoch spezialisiertes Expertenwissen ausgerichtet ist und nicht auf die Bedürfnisse begabter junger Menschen mit pädagogischer Eignung eingeht. Sachsen muss Vorreiter werden für ein Lehramtsstudium, das keine Nachwuchswissenschaftler hervorbringen will, sondern fachlich und pädagogisch exzellent ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Auch die Hochschule für angewandte Wissenschaften ist hier mit einzubinden.
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Sächsischen Landtag am 1. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet, ohne dass sie dafür Gründe genannt hätten.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
Nach der Lehrkräftebedarfs- und -angebotsprognose der KMK fehlen im Freistaat Sachsen bis 2030 ca. 1.200 Lehrkräfte für den Unterricht der beruflichen Fachrichtungen; der Bedarf kann voraussichtlich nur zu gut 40 Prozent gedeckt werden. Der Stifterverband sieht ein großes Potenzial, mit einer konsequenten Einbeziehung von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in die Ausbildung von Lehrkräften für berufliche Schulen neue Zielgruppen für dieses Lehramt zu erschließen.
Erfreulicherweise gibt es im Freistaat Sachsen bereits Kooperationen zwischen HAWs/ FHs und Universitäten, die auch auf eine stärkere Regionalisierung der Lehramtsausbildung abzielen. Dies wird von allen Parteien positiv herausgestellt, gleichzeitig aber die Relevanz der Universitäten betont. Eine weitere Stärkung der Rolle der HAWs (analog zu den Kunst- und Musikhochschulen) in der Lehramtsausbildung, wie sie der Stifterverband befürwortet, wird demgegenüber von keiner der befragten Parteien geplant.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN