Frage 9: Welche spezifischen Maßnahmen planen Sie,
um dem Lehrkräftemangel in den MINT-Fächern,
insbesondere im Fach Informatik, entgegenzuwirken?

Wie bereits zu Frage 3 ausgeführt, wollen wir neben dem Seiteneinstieg gezielt auch Studienabbrecher besonders im MINT-Bereich dafür gewinnen, ein Lehramtsstudium aufzunehmen und die bisher erworbenen Kompetenzen für eine Ausbildung und Beschäftigung als Lehrkraft einzusetzen. Gleichzeitig wollen wir, wie in Frage 5 ausgeführt, angehenden Lehrerinnen und Lehrer für MINT-Fächer besser auf den schulischen Alltag vorbereiten.

Das Lehramtsstudium hat insgesamt mit hohen Abbruchquoten zu kämpfen, insbesondere in den MINT-Fächern. Um dem zu begegnen, muss sowohl in der Ausbildung von Lehrkräften angesetzt werden als auch in der Fort- und Weiterbildung. Es gibt verschiedene Ideen und Ansätze in den Hochschulen selbst, insbesondere in denen für Angewandte Wissenschaften. So bieten die
Ansiedlungen von Großforschungszentren Chancen, junge Menschen gezielt für ein Studium im MINT-Bereich zu motivieren, wenn sie mit konkreten Einsatzgebieten in Berührung kommen, zum Beispiel Raumfahrt. Als BÜNDNISGRÜNE haben wir beispielsweise mit ZUKLOS (ZukunftslernOrte Oberlausitz) gezielt Mittel für ein Projekt organisiert, was diese neuen Lern- und Lehrräume zwischen Schule und Hochschule entwickelt und einsetzt. Solche Erfahrungen können auf andere Regionen übertragen werden. Das Wissenschaftsministerium hat mit der Kampagne "Pack dein Studium" gezielt für ein Lehramtsstudium in den MINT-Fächern um Student*innen geworben – die Kampagne wird nun durch "Study in Saxony" abgelöst. Seit dem Wintersemester 2023/24 können damit zusätzliche Tutorien in den Lehramtsstudiengängen, insbesondere in den MINT-Fächern, angeboten werden. Gleichzeitig arbeiten die Hochschulen am Ausbau von lehramtsspezifischen Lehrveranstaltungen in den MINT-Fächern. Für das Fach Mathematik ist dies im Lehramt an Grundschulen und Lehramt an Oberschulen bereits an allen lehrkräftebildenden Universitäten seit dem WS 2023/24 umgesetzt. Inzwischen konnten die Universitäten in Dresden und Leipzig bei den Immatrikulationszahlen in die Lehramtsstudiengänge für Oberschulen und Gymnasien bei den MINT-Fächern einen Aufwärtstrend verzeichnen. Um dem Mangel an Lehrkräften im MINT-Bereich in der Region Chemnitz entgegenzuwirken, passt die TU Chemnitz ihren Bachelor-Studiengang in diesem Bereich so an, dass eine Anerkennung für das Lehramt an Oberschulen möglich ist. Zudem wird die Entwicklung eines Lehramtsstudienganges "Staatsexamen MINT Lehramt an Oberschulen" in Kooperation mit der Universität Leipzig oder der TU Dresden geprüft. Im Masterstudiengang "Primarstufe Plus" können Absolvent*innen des Lehramtsstudiums Grundschule das Fach Mathematik belegen und damit die Befähigung für das Oberschullehramt Mathematik erlangen. Auch im Beruf stehende Mathematik-Lehrer*innen an Grundschulen können diesen neuen Studiengang künftig absolvieren und qualifizieren sich damit für die Lehrtätigkeit an der Oberschule. An der TU Freiberg soll künftig eine Lehramtsausbildung für Oberschullehrer*innen etabliert werden, die in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) unterrichten sollen. Daneben stehen Optionen zur berufsbegleitenden (universitären) Weiterbildung im Fach Informatik bereit. Wir BÜNDNISGRÜNE setzen uns dafür ein, auch künftig ein breites Angebot an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zu sichern, insbesondere in Mangelfächern sowie zu zentralen bildungspolitischen Fragen.

Wir wollen Lehrerinnen und Lehrer von vielen ihrer nicht-pädagogischen Aufgaben befreien. Das schafft Kapazitäten für ihren Unterricht und es macht den Beruf attraktiver für potenzielle neue Lehrkräfte. Gerade im naturwissenschaftlich-technischen Bereich ist eine gute Ausstattung mit Technik und Laboren wichtig, damit Lehrerinnen und Lehrer Unterricht nach ihren eigenen Ansprüchen gestalten können und nicht an fehlenden Materialien scheitern. Und wir wollen den Quereinstieg weiter erleichtern, damit auch Menschen, die sich erst spät für die Arbeit im Klassenzimmer entscheiden, das nötige Handwerkszeug bekommen und nicht an unnötigen Hürden scheitern.

Wie in der Antwort auf die Frage 2 schon dargestellt unterstützen wir die nun endlich vereinbarte Reglung für Ein-Fach-Lehrkräfte. Das kann gerade helfen Menschen zu finden, die nur das Fach Informatik unterrichten wollen. Auch für die MINT Fächer sollte das eine Chance sein.

Wir sind uns der Problematik bewusst, haben aktuell aber noch keine konkreten Maßnahmen geplant und werden dies in naher Zukunft angehen.
Bei den Texten handelt es sich um Originalantworten, die die Parteien vor der Wahl zum Sächsischen Landtag am 1. September 2024 auf Fragen des Stifterverbandes zur Bildungspolitik eingereicht haben. Es wurden alle Parteien angeschrieben, die aktuell im Landtag oder im Bundestag vertreten sind. Leider sind nicht alle Parteien der Bitte des Stifterverbandes nachgekommen und haben die Wahlprüfsteine beantwortet, ohne dass sie dafür Gründe genannt hätten.
EINE EINORDNUNG AUS SICHT DES STIFTERVERBANDES
Alle Parteien sind sich der Problematik des bevorstehenden eklatanten Mangels an MINT-Lehrenden bewusst; die vorgeschlagenen Lösungsansätze variieren: Während die CDU die gezielte Ansprache von Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern im Bereich MINT benennt, setzen Die Grünen auf eine Verbesserung der Studien- und Ausbildungsstrukturen sowie lehramtsspezifische Lehrveranstaltungen in den MINT Fächer. Die SPD plädiert für eine Erleichterung des Quereinstiegs und eine bessere Ausstattung mit Technik und Laboren, DIE LINKE für Ein-Fach-Lehrkräfte.
Eine konsequente Umsetzung der von den Parteien geplanten Maßnahmen könnte dem Mangel an MINT-Lehrkräften entgegenwirken.
DIE WEITEREN FRAGEN AN DIE PARTEIEN UND DEREN ANTWORTEN
- Welche konkreten Ziele verfolgen Sie in der kommenden Legislaturperiode in Bezug auf die Lehrkräftebildung?
- In welchem Umfang planen Sie die Umsetzung des am 15. März 2024 veröffentlichten KMK-Beschlusses "Maßnahmen zur Gewinnung zusätzlicher Lehrkräfte und zur strukturellen Ergänzung der Lehrkräftebildung"?
- Welche spezifischen Maßnahmen beabsichtigen Sie, um neue Zielgruppen für Lehramtsstudiengänge zu gewinnen?
- Planen Sie, die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (stärker als bisher) in die Lehrkräftebildung einzubinden?
- Wie beabsichtigen Sie eine Kohärenz von erster und zweiter Phase in der Lehrkräftebildung zu sichern?
- Wie beurteilen Sie die Funktion und Zuständigkeit der Zentren für Lehrerbildung? Welche institutionellen und personellen Strukturen sind geplant, um deren Funktionsfähigkeit zu erhöhen?
- Welche Strategien verfolgen Sie, um sicherzustellen, dass alle (angehenden) Lehrkräfte grundlegende Zukunftskompetenzen, insbesondere im digitalen Bereich, erwerben?
- Welche konkreten Schritte planen Sie, um den Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz im Bildungssystem zu begegnen? Welche Maßnahmen planen Sie in diesem Zusammenhang für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften zum Thema KI?
- Welche Maßnahmen planen Sie, um die Attraktivität und das Image des Berufsbildes von Lehrkräften zu verbessern?